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TourenTipps

TourenTipp | Mont Dolent Überschreitung

Drei-Länder Tour durch die Schweiz, Frankreich und Italien

von Jan Imberi 20.03.2021
Jan Imberi
Mont Dolent
Sowohl Météo-Chamonix als auch Meteoswiss sagten bestes Wetter vorher, und so brachen wir auf zur Südeostseite des Mont Blanc Massif ins Val Ferret. Von dort planten wir, in einer Zweitagestour den Mont Dolent zu überschreiten. Die Temperaturen waren mild und so wir malten uns aus, die Abfahrt über die Südseite im weichen Slush zu genießen. Spring-Conditions im März - eigentlich zu früh für diese Jahreszeit und vor allem für diese Höhenlage.

Aufstieg Tag 1

In la Fouly, einem verschlafenen Skiort am Ende des Tals unweit der italienischen Grenze, parkten wir unser Auto und liefen los. Vorbei am kleinen Skigebiet La Fouly-Val Ferret, in dem nur wenig los war. Immerhin war es in Betrieb, was momentan ja keine Selbstverständlichkeit ist, auch nicht in der Schweiz.

Wir waren recht spät dran und die Sonne stand bereits hoch, als wir das Tal Richtung Petit Col du Ferret hoch spurten. Es wurde extrem warm und mit unserem Gepäck für die Nacht in der Biwakschachtel kamen wir schnell ins Schwitzen. Wir gingen zuerst davon aus, den Sommerweg für unseren Aufstieg zu nehmen. Doch als wir sahen, dass dieser komplett aper war, entschieden wir uns für die höher gelegene Traverse unterhalb des Gletscherbands.

Am frühen Nachmittag erreichten wir die Biwakschachtel auf 2670m. Das la Maye Bivouac auf der Moräne des Dolent Gletschers erscheint in seiner orangenen Farbe und mit seinen abgerundeten Ecken und Bullaugen-Fensters wie eine Space-Age-Kapsel aus den 70er Jahren. Innen ist das Bivouac pragmatisch Swiss-Like eingerichtet. Das durch die runden Fenster einfallende Licht wird durch die orangen Wände reflektiert und taucht dadurch die Kapsel in eine angenehm warme Atmosphäre. Durch seine prominente Lage insgesamt kein schlechter Ort zum Verweilen!

Wir genossen daher die Sonne und schmolzen derweil Schnee für das Abendessen. Nachts zogen Wolken auf, sodass die Sterne verdeckt blieben. Der aktualisierte Wetterbericht sagte weiterhin „grand bleu“ für den kommenden Tag voraus und so gingen wir unbeschwert zu Bett.

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Aufstieg Tag 2

Um 6.30 Uhr standen wir auf. Wir hatten kalkuliert, dass wir für den Aufstieg zum Gipfel ca. 4 Stunden benötigen würden, zumal wir das Gelände nicht kannten. Wir planten die Abfahrt über die Südseite nach 12 Uhr zu beginnen, damit sich der Hang einigermaßen erwärmen und der über Nacht gefrorene Schnee weich werden würde.

Bei Sonnenaufgang zeigte sich uns ein merkwürdiges Panorama, der ganze Himmel war in ein tiefes Rot-Violett getaucht und die Luft erschien seltsam diesig. Was wir nicht wussten, und hier waren wir genauso überrascht wie die Meteorologen, war, dass sich ein weiteres Mal eine Sahara-Staubwolke über die Alpen gelegt hatte. Schnell wurde uns klar, dass aus unserer erhofften Slush-Abfahrt so nichts werden würde.

Wir stiegen dennoch auf. Über den Gletscher mit seinen zahllosen Seracs, Kuppen und Spalten bis hinauf zum Bergschrund. Das Gelände war teils steil und der Schnee hart, sodass wir nur mit Harscheisen halt fanden. Am Bergschrund packten wir die Ski auf die Rucksäcke und legten die Steigeisen an. Der Schnee in der Flanke hinauf zum Grat war gut, und so kamen wir ohne größere Schwierigkeiten auf den Ostgrat, der hinauf zum Gipfel führte.

Nach einem kurzen flachen Stück über den Grat wechselten wir auf die Nordostseite des Mont Dolent. Hier war es steiler und wesentlich ausgesetzter, die Umgebung ist von großen Seracs dominiert. Vor uns erstreckte sich das Argentière-Becken mit seinen steilen Ostwänden und der Aiguille Verte. Das Gelände wurde zunehmend steiler während wir am Grat entlang aufstiegen. Es lag nur wenig Schnee über dem darunter liegenden Eis, weshalb wir unsere Pickel gut platzieren mussten. Alles safe, doch es galt, keinen Fehler zu machen. Eine Rutschpartie in die Nordwand stand nicht auf unserer Liste. Schließlich erreichten wir die Gipfelpyramide und kletterten durch Felsen auf den Gipfel.

„Was für ein Aussicht!“ müsste klischeegemäß jetzt dastehen, aber unsere Sicht beschränkte sich auf einige Kilometer, die sich graduell im „Staub“ verloren. Schade. Die Sonne war nicht zu sehen und somit entschieden wir uns, auch nicht auf sie zu warten, sondern abzusteigen.

Der Schnee war extrem hart und eine Abfahrt vom Gipfelgrat erschien uns zu riskant. Daher stiegen wir die ersten 250m, das steilste Stück der Mont Dolent Abfahrt, zu Fuss ab. Am Bergschrund wechselten wir auf die Ski und begaben uns im kontrastlosen Pastell-Orange des Mittagslichtes auf die Abfahrt.

Jan Imberi
Mont Dolent

Abfahrt

Der Mont Dolent ist ein durchaus häufig bestiegener und befahrener Berg. Daher war es nicht verwunderlich, dass die Hänge bereist stark verspurt waren. Zudem hatte es fast den gesamten Februar hindurch nicht mehr geschneit. Die Situation, auf die wir daher stießen, war ein aus den vergangenen Wochen zerpflügter Hang, der nun zu Beton gefroren war. Gepaart mit idealen Sichtbedingungen für jeden Skifahrer ein Traum...

Die Abfahrt erwies sich unter diesen Umständen als eine wesentlich größere Herausforderung als der Aufstieg. Erst ab 2700m war die Schneedecke stellenweise leicht aufgeweicht, sodass ein entspannteres Fahren möglich war. Richtig gut wurde es dann ab 1800m, nachdem wir den Petit Col de Ferret hinter uns gelassen hatten und quasi ins Dorf zurück fuhren.

Dennoch und trotz der schwierigen Bedingungen mit denen wir unerwartet konfrontiert wurden, war die Überschreitung des Mont Dolent eine zwar anspruchsvolle, jedoch lohnende Tour, die wir gerne bei Gelegenheit und besseren Bedingungen wiederholen möchten.

Und neben der beschriebenen Tour bietet das Val Ferret zudem vielseitige Touren- und Freeride- Möglichkeiten, nicht nur im Mont Blanc Massiv sondern auch in Richtung Süden hin zum Grand Golliat (3236m) sowie dem benachbarten Col du Grand St.-Bernard.

Informationen

Start - Endpunkt: La Fouly / Val Ferret / Schweiz 1594m

Höhenmeter Bergauf | Bergab: 2229m (1120 am 1. und 1100 am zweiten Tag) | 2229m

Schwierigkeit: Alpin: AD+ (Aufstieg) / AD (Abfahrt) Ski: 5.1 / 4.1 (Aufstieg) / (Abfahrt)

Maximale Steilheit: 45 / 40 Grad (Aufstieg) / (Abfahrt)

Ausgesetztheit: E2

Exposition: Ost / Süd

Beste Jahreszeit: Februar bis Mai

Unterkunft: Bivouac Dolent la Maye, 12 Betten, nicht bewirtschaftet 20CHF pp. für DAV, SAC, CAF, CAI etc. sonst 25CHF.

Kartenmaterial: IGN 3630OT (1:25.000), Swiss topo Orsières 1345 (1:25.000), Swiss topo Grd. St. Bernard 1365 (1:25.000)

Wegbeschreibung

Aufstieg

  • Von la Fouly nach Westen Richtung Petit Col Ferret über Combe de Fonds.
  • Bei Punkt 2149m rechts halten. Aufstieg Richtung Glacier du Dolent.
  • Auf ca 2500m unterhalb des Gletscherbandes nach Osten queren zum Bivouac Dolent la Maye auf 2670m. Hier kann ggf. übernachtet werden.
  • Von Bivouac über Gletscherbruch vorerst rechte Hand haltend aufsteigen.
  • Dann folgend zur Gletschermitte queren und über mehrere Stufen Richtung Aret Gallet (Ostgrat) aufsteigen.
  • Achtung. Je nach Jahr kann die Route auch am rechten Gletscherrand verlaufen.
  • Am Punkt 3208m befindet sich der Einstieg zur Aret Gallet.
  • Überquere Bergschrund an höchst möglichem Punkt und steige (ca. 60m) zum Ostgrat auf.
  • Folge dem Grat in westlicher Richtung. Dann folgend kurzer Abstieg auf den Gletscher der Mont Dolent Nordwand und über Serac-Stufen Aufstieg zur Gipfelpyramide.
  • Links haltend am Grat entlang. Gelände ca. 45Grad Gefälle.
  • Dann folgend die letzten Meter durch felsdurchsetztes Gelände bis zum Gipfel auf 3823m.

Abfahrt

  • Je nach Schneebedingung kann vom Gipfel direkt abgefahren werden.
  • Abfahrt südseitig über Glacier de Pré de Bard, durch felsdurchsetztes Gelände, ca. 40 Grad.
  • Dann folgend links haltend Richtung Punkt 3626m.
  • Ski bis auf ca. 3100 dann links haltend über Traverse zum Glacier du Petit Grépillon.
  • Weiter abfahren bis zum Bivacco Fiorio auf 2729.
  • Dann weiter links bis zum Punkt 2513 und folgend in östlicher Richtung zum Petit Col du Ferret auf 2459m.
  • Von dort Abfahrt über Combe de Fonds nach La Fouly 1594m.

Die PowderGuide TourenTipps sind allgemeine Beschreibungen von Touren die uns subjektiv gut gefallen. Sie beziehen sich NICHT auf die aktuellen Verhältnisse. Lest den Wetter- und Lawinenlagebericht und richtet euch bei eurer Tourenplanung danach.

 

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