Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Wetterblog

WetterBlog für Freerider 08/2012 – Kleiner Exkurs in die Schneekunde

Schneekunde für Freerider

von Lea Hartl 22.12.2011
Auch eine Form der Schneedeckenuntersuchung

Auch eine Form der Schneedeckenuntersuchung

Marius Schwager
Wallis, Schweiz
Marc Hartinger
Da Kollege Powder Orakel in der so wunderbar ergiebigen Vorweihnachtszeit praktisch täglich neue Updates liefert, möchte ich mich an dieser Stelle mit der etwas zeitloseren Natur des Schnees beschäftigen.
Auch eine Form der Schneedeckenuntersuchung

Da Kollege Powder Orakel in der so wunderbar ergiebigen Vorweihnachtszeit praktisch täglich neue Updates liefert, möchte ich mich an dieser Stelle mit der etwas zeitloseren Natur des Schnees beschäftigen.   Dieser Temperaturgradient bewirkt einen Dampfdruckgradienten. Der Dampfdruck ist eine Größe, die den Partialdruck eines Gases beschreibt. In unserem Fall ist dieses Gas Wasserdampf. Schneemoleküle wandern entlang dieses Dampfdruckgradienten von unten nach oben, vom höheren zum tieferen Druck. Sie lösen sich von Schneekörnern am Boden und wachsen an den nächst höheren wieder an. Von diesen lösen sich dann wieder Moleküle und so weiter.   Unsere Moleküle wachsen natürlich nicht einfach irgendwo auf einem Schneeflöckchen wieder an. Sie vermeiden spitze Verästelungen, wie sie ja an Schneeflocken durchaus vorkommen, und suchen sich gemütliche Mulden, wo sie sich einnisten. Der Dampfdruck ist nämlich nicht nur temperaturabhängig, sondern auch abhängig von der Oberflächenkrümmung bzw. der Grenzflächenenergie einer Oberfläche, was wiederum zur Folge hat, dass der Dampfdruck über stark gekrümmten Oberflächen (Spitzen oder Verästelungen) höher ist, als über ebeneren (Gibbs-Thomson-Effekt). So verschwinden bald alle Spitzen und unsere Schneeflocken entwickeln sich mit der Zeit zu eher eckigen Körnern mit glatten Kanten: Dem gefürchteten Schwimmschnee oder Tiefenreif.  

Der ist bekanntermaßen ziemlich bindungslos und bildet ein äußerst störanfälliges Schneedeckenfundament. Genau das ist im Profil aus Obergurgl zu sehen. Hier bestand die Schneedecke noch am 16.12. gut zur Hälfte aus Schwimmschnee. Darin eingelagert ist eine Eislamelle und eine Schmelzkruste bildet bei etwas über 40 cm Höhe die Dampfsperre, die wie ein Deckel für den Tiefenreif wird. Darüber liegt der Schnee der letzten 10 Tage, der unter einigem Windeinfluss gefallen ist. Dementsprechend sind zwei Windharschdeckel zu sehen.  

Die Schneedecke im Profil vom 20.12. stammt fast gänzlich von den Schneefällen der vergangenen Woche, nur die harte Schicht ganz unten lag vermutlich vorher schon. Schwimmschnee hat sich (noch) nicht gebildet. Der Schnee in den unteren Schichten hat die abbauende Umwandlung noch nicht abgeschlossen. Wir sehen, dass die Festigkeit der Schneedecke im Großen und Ganzen nach oben abnimmt, nicht umgekehrt wie in Obergurgl. Oben ist ein sehr leichter, relativ weicher Windharschdeckel zu erkennen und bei etwa 50 cm sehen wir eine kleine Schmelzkruste, die wohl von einem Regenereignis in den tiefen und mittleren Lagen der Nordalpen am 16.12. stammt. An solchen Krusten kann sich Tiefenreif bilden, der uns dann als tückische, eingelagerte Schwachschicht das Leben schwer macht.  

So gut wie jede Wetterveränderung, und manchmal auch die Nicht-Veränderungen, spiegeln sich in der Schneedecke wieder. Am Donnerstag (22.12.) können wir noch ein wenig Neuschneezuwachs erwarten, am Freitag sollte man damit rechnen, dass sich sonnseitig der ein oder andere Deckel bildet und der Schnee generell schwerer wird. An Heiligabend bringt eine weitere Kaltfront weiteren Neuschnee, der sich irgendwie mit den darunter liegenden Schichten verbinden wird, oder auch nicht. Für nächste Woche zeichnet sich stabiles Hochdruckwetter ab, dabei kann sich die Schneedecke je nach Temperatur setzten, oder aber die Schwimmschneebildung wird begünstigt und Schwachschichten werden konserviert.

Kommentare

Wetterblog
presented by