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Wetterblog

WetterBlog 2-2016 | Hurrikan Joaquin

User-Frage: Sorgen Hurrikane in der Karibik für Schnee in den Alpen?

von Lea Hartl 10.11.2015
Milde Temperaturen und trockenes Wetter machen es den Skigebieten nicht leicht. In manch Gletscherskigebiet befördert man Schnee per Rutschbahn vom Gelände neben der Piste auf selbige.

Milde Temperaturen und trockenes Wetter machen es den Skigebieten nicht leicht. In manch Gletscherskigebiet befördert man Schnee per Rutschbahn vom Gelände neben der Piste auf selbige.

LH
Der Spätsommer nimmt kein Ende. Am Wochenende streift eine schwache Kaltfront die Nordalpen und bringt etwas Abkühlung, vielleicht auch minimal Schnee für die Optik. Nächste Woche kehrt dann aber schon wieder das zähe Novemberhoch zurück und es geht erst mal weiter wie gehabt. Ein Wintereinbruch im erwünschten Sinn ist nicht in Sicht (auch nicht am Wochenende).

Der Spätsommer nimmt kein Ende. Am Wochenende streift eine schwache Kaltfront die Nordalpen und bringt etwas Abkühlung, vielleicht auch minimal Schnee für die Optik. Nächste Woche kehrt dann aber schon wieder das zähe Novemberhoch zurück und es geht erst mal weiter wie gehabt. Ein Wintereinbruch im erwünschten Sinn ist nicht in Sicht (auch nicht am Wochenende).

Vergessen wir also für den Moment die Frage "Wann wirds endlich Winter?" und beschäftigen uns stattdessen mit dieser Frage von German:

Inwieweit kann man Niederschlag in den Alpen auf Grund von Hurrikanen an der Ostküste der USA vorhersagen? Ich habe heuer in den USA "Joaquin" und dessen Verwüstung erlebt und ca. 10 Tage später folgte der erste kräftige Schneefall in den Alpen. Folgen solche Wetterphänomene immer dem gleichen Muster? Oder war dies nur ein Zufall und kein Muster? Meine Vermutung: wenn ein Hurrikan an der Ostküste der USA aktiv ist, dann folgt (zeitversetzt) ausgiebiger Niederschlag in den Nordalpen?

Was war nochmal ein Hurrikan?

Ein Hurrikan ist ein tropischer Wirbelsturm im Atlantik und unterscheidet sich außer im Namen nicht von seinen Kollegen Zyklon und Taifun, die nur wo anders wohnen. Tropische Wirbelstürme entstehen vorwiegend in einer Zone zwischen dem 5. und 30. Breitengrad, daher auch der Name. Besonders im Spätsommer und Herbst verdunsten hier über den warmen Ozeanen große Mengen Wasser. Wenn dann noch gewisse andere Voraussetzungen gegeben sind, kann sich zumindest vorübergehend ein selbsterhaltendes System bilden, bei dem immer neue feuchte, warme Luft in einen Wirbel aus feuchter, warmer Luft gezogen wird. Das ganze intensiviert sich, solange der Nachschub stimmt und wird schwächer, wenn der Hurrikan auf Land, kaltes Wasser oder trockene Luftmassen trifft. Wenn tropische Wirbelstürme die Tropen verlassen und beispielsweise die Frontalzone der mittleren Breiten erreichen, können sie dort zu einem außertropischen Tiefdrucksystem werden. Man setzt dann einfach ein Ex vor den Namen. In diesem Fall wurde aus Joaquin also Ex-Joaquin.

Joaquin

Hurrikan Joaquin entstand in den letzten Septembertagen südwestlich von Bermuda. Am ersten Oktober hatte er sich bereits zu einem Sturm der Kategorie 4 gemausert. Am stärksten betroffen waren die Bahamas, wo der Sturm etwa 60 Millionen Dollar Schaden anrichtete und ganze Inseln verwüstete. Bermuda und die Antillen gerieten ebenfalls in die Zugbahn. Der Amerikanische Frachter El Faro verschwand mit 33 Mann Besatzung im Sturm. Joaquin schaffte es nicht bis auf das Amerikanische Festland. Allerdings konnte ein normales, nicht tropisches Tiefdruckgebiet die Feuchtigkeit des Wirbelsturms anzapfen, wodurch es zu schwerwiegenden Überschwemmungen in Teilen der USA kam, vor allem in North und South Carolina. Nachdem er erstmal genug Ärger angerichtet hatte, begab Joaquin sich auf den Weg über den Atlantik. Bis zur Unkenntlichkeit abgemagert traf Ex-Joaquin am 10. Oktober in Portugal ein. Dort hing er ein paar Tage herum, bis er von einem anderen System über Spanien verschluckt wurde. Lediglich an der Küste wurden anfangs noch Sturmböen erreicht, ansonsten gab es nicht allzu bemerkenswerten Wind und Regen, der sich nach und nach ins Inland der iberischen Halbinsel ausbreitete. In Summe war Ex-Joaquins Europabesuch also recht unspektakulär, obwohl das Tief, das ihn schlussendlich verspeist hat für einige Unwetter in Italien sorgte. Der kurzlebige Wintereinbruch Mitte Oktober in den Alpen war einem Kaltlufttropfen zu verdanken, der nicht direkt mit Joaquin zu tu hatte. 

Fazit

Noch mal zurück zur Frage: Folgen solche Wetterphänomene immer dem gleichen Muster? Nein. Hurrikane aus der Karibik können sich auf sehr unterschiedliche Zugbahnen in Richtung Europa bewegen, wenn sie es überhaupt tun. Unser Wetter wird immer auch irgendwie durch das Wetter anderswo beeinflusst, mal ganz offensichtlich und mal eher auf der Schmetterlingsflügelschlag in China Ebene. Ein Muster im Sinne von „wenn es da drüben einen Hurrikan gibt, fange ich mit dem Skiwachsen an" ist das definitiv nicht. Hurrikane können allerdings durchaus mit etwas mehr Krawall in Europa auftauchen. Vergangenes Jahr im Oktober verursachte der Rest von Hurrikan Gonzalo Sturmschäden und Verkehrschaos auf den Britischen Inseln. Meine Vermutung: wenn ein Hurrikan an der Ostküste der USA aktiv ist, dann folgt (zeitversetzt) ausgiebiger Niederschlag in den Nordalpen? Kann vielleicht mal passieren, eine verlässliche Hilfe bei der Wochenendsplanung ist das aber auf keinen Fall.  

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