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Wetterblog

WetterBlog 19 2019/20 | Heiter bis wolkig

Wie gehts euch so?

von Lea Hartl 25.03.2020
500hPa Geopotential und Bodendruck, Mittwoch 25.3.: Italientief und Hochdruckbrücke im Norden.

500hPa Geopotential und Bodendruck, Mittwoch 25.3.: Italientief und Hochdruckbrücke im Norden.

meteociel.fr
Der Alpenraum liegt zwischen einem Tief im Süden und einer weiträumigen Hochdruckbrücke, die uns im Norden überspannt. Wir liegen im Grenzbereich zwischen “kühl und meist sonnig” und “wolkig und oft nass”. Dabei bleibt uns die kalte Ostanströmung erhalten.

Die aktuelle Wetterlage ist nach dem monatelangen Westwetter des Winters 2019/20 eine interessante Abwechslung. Ausnahmsweise knallt uns mal nicht eine atlantische Front nach der anderen vor die Tür, sondern das Kontinentalhoch streckt seine Finger Richtung Mitteleuropa aus. Auch die Kälte, die das Frühlingsgärtnern ausgebremst hat, kommt aus dem Osten. Die entsprechende Luftmasse ist nicht nur kalt sondern auch sehr trocken, wodurch der Himmel sich in den letzten Tagen häufig tiefblau und wolkenlos zeigte. Da der WetterBlog hier und da gegenteiliges vernommen hat, möchten wir darauf hinweisen, dass der Himmel auch blau gewesen wäre, würden derzeit so viele Flugzeuge herum fliegen, wie das ohne Pandemie üblich ist. Bei passender Wetterlage bilden sich einfach keine, oder nur sehr kleine, kurzlebige Kondensstreifen, unabhängig von der Menge der Flugzeuge.

Aber zurück zum Wetter – ich kann mich total schlecht konzentrieren momentan und lasse mich andauernd ablenken, geht euch das auch so? - jedenfalls ist das Wetter heute nicht so sonnig wie gestern. Stratusbewölkung schiebt sich ausgehend von dem Tief über Italien über den Alpenhauptkamm und bis in die nördlichen Voralpenhügel, wo es heute auf dem Balkon zu kalt und windig ist für längere Homeoffice Tätigkeiten. Auf der Alpensüdseite sind die Wolken dichter und hier und da fällt etwas Schnee. Im Laufe des Tages weiten sich Wolken und gegebenenfalls Niederschlag nach Westen aus. Auch in den Westalpen bleibt die Alpennordseite trotz zunehmender Bewölkung eher aufgelockert, während die Balkonbedingungen im Süden deutlich ungünstiger sind.

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Prinzipiell geht das bis Freitag so weiter: Tief im Südosten, Tiefdruckeinfluss am stärksten im Südosten, greift aber auch auf den Nordosten über, Südwesten ebenfalls wolkig mit ab und zu etwas Schnee, aber weniger als im Osten, der Nordwesten kriegt am meisten Sonne ab. Der kalte Ostwind schwächt sich in den nächsten Tagen nach und nach etwas ab. Am Samstag dürfte es überall recht freundlich werden, bevor am Sonntag eine Kaltfront aus Nordwesten eintrifft und dem ungewohnten Spuk aus Osten vorläufig ein Ende setzt (nur vorläufig, weil ein wachsendes Hochdruckgebiet vor den Britischen Inseln vermutlich bald wieder ein Tor nach Osten öffnet). Die Front bringt voraussichtlich ziemlich flächendeckenden Niederschlag im Norden, der auch am Montag noch anhalten dürfte. Auch im Süden wird es wohl zeitweise nass, aber im Sinne der ausgleichenden Wettergerechtigkeit ist es dort mit Drehung der Strömung auf nördliche Richtungen dann wieder vergleichsweise freundlicher.

Sonstiges

Es mehren sich, zumindest in der Social Media Bubble des WetterBlogs, Meldungen über abnehmende Luftverschmutzung und sogar CO2 Konzentrationen aufgrund der anti-Virus Maßnahmen. Es mehren sich auch, teils in den Zynismus abdriftende, Ideen bezüglich Atempausen für Mutter Natur und Delphinen in den plötzlich glasklaren Kanälen von Venedig. Klares Wasser in Venedig ergibt sich aus weniger Schiffsschrauben, die den Boden aufwirbeln, nicht aus plötzlich irgendwie grundsätzlich besserer Wasserqualität, und die Delphinfotos sind aus Sardinien.

Auch mit der Luftverschmutzung ist es nicht ganz so einfach. Wenn man in Großstädten den Verkehr weitgehend einstellt, hat das natürlich durchaus Auswirkungen, beispielsweise auf die Stickstoffdioxid (NO2) Belastung an entsprechenden Messstellen. Allerdings hängt sowas auch sehr stark von der Wetterlage ab und nicht alle derzeit beobachteten Schwankungen lassen sich ohne weiteres auf den Lockdown schieben. Städtische Luftverschmutzung kann von Tag zu Tag schwanken, wenn beispielsweise der Wind dreht, aber es gibt auch saisonale Muster, beispielsweise wenn sich die im Winter typischen Inversionen im Frühjahr zunehmend auflösen oder nicht mehr gebildet werden und somit weniger Dreck unter der Inversion gefangen bleibt. Vergleicht man Momentaufnahmen, sei es in Satellitenbildern oder in Stationsgrafiken, fehlen unter Umständen wichtige Hintergrundinformationen zu steuernden Prozessen.

Kater vermeldet weniger Platz auf der Couch, seit die Menschen dauernd da sind.

Kater vermeldet weniger Platz auf der Couch, seit die Menschen dauernd da sind.

LH

Die atmosphärische CO2 Konzentration unterliegt ebenfalls deutlichen saisonalen Schwankungen, unabhängig vom weltweiten Aufwärtstrend: Mit Zunahme des Pflanzenwuchses im Frühjahr nimmt sie ab und im Herbst aus umgekehrtem Grund wieder zu. Dass die Kohlendioxid-Frühlingsabnahme – wie etwa an der Messstation am Sonnblick derzeit zu sehen – mit den Shutdown Maßnahmen zusammenfällt, bedeutet nicht, dass sie durch die Shutdown Maßnahmen bedingt ist (empfehlenswerter Beitrag der ZAMG dazu). Korrelation ist nach wie vor kein besonders guter Indikator für Kausalzusammenhänge.

Interessante Lektüre zu weltweiten CO2 Emissionen und Konzentrationen in Krisenzeiten findet sich hier, mit Details zu den Auswirkungen der Finanzkrise 2008 und dem anschließenden Rebound (Zusammenfassung: geringe Abnahme erkennbar, aber nicht von Dauer). Um sinnvolle, belastbare Aussagen über Auswirkungen der aktuellen Krise auf globale CO2 Konzentrationen treffen zu können, ist es noch zu früh.

Auch der WetterBlog sucht momentan Ablenkung und Aufheiterung unter anderem durch nette Tierfotos (und die eigenen Haustiere) und hat grundsätzlich natürlich nichts gegen die Suche nach guten Nachrichten zwischen all den schlechten. Trotzdem findet er es wichtig, grundsätzliche Medienkompetenz und das Achten auf die Seriosität der Quellen dabei nicht völlig aus dem Fenster zu schmeißen.

Gilt natürlich genauso für den allgemeinen Nachrichtenkonsum.

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