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WetterBlog 17/2013 | Xaver und die Luftmassengrenze

Tief Xaver zapft polare Kaltluft an und mischt den Mittelmeerraum auf

13.03.2013

Schneefall legt den Frankfurter Flughafen lahm, auf einer Autobahn in Hessen gibt es eine Massenkarambolage mit 100 Autos, spanische Kletterer schimpfen über den andauernden Regen, Andorra versinkt im Schnee und in den Ostalpen passiert bisher überhaupt nichts, obwohl noch vor ein paar Tagen auch hier Schneemassen vorher gesagt wurden. Was ist da los?Verantwortlich für Schnee und Kälte in Deutschland und Teilen Frankreichs war Tief Xaver. Xaver bewegt sich an der ausgeprägten Luftmassengrenze, die uns schon seit dem Wochenende begleitet und sich, blockiert von Xaver, bisher nur sehr langsam nach Süden bewegt hat. An Xavers Nordseite fielen beachtliche Schneemengen bei eisigen Temperaturen und viel Wind. In der Normandie und auf den Inseln im Ärmelkanal schneite es in den letzten zwei Tagen so kräftig wie seit über 30 Jahren nicht mehr. Durch die Nähe zum Golfstrom ist das Klima in der Gegend sonst eher mild und das öffentliche Leben kam angesichts meterhoher Schneeverwehungen zum Erliegen.

Nachdem Xaver sich eine Weile an verschneiten Palmen am Ärmelkanal erfreut hat, ist er nach Süden weiter gezogen und hat mittlerweile den Mittelmeerraum erreicht, immer mit der polaren Kaltluft hinter der Luftmassengrenze im Gepäck.  Ein Hochdruckgebiet über dem Atlantik schaufelt ihm die kalte Luft gerade zu hinterher. Xaver besucht nun den Golf von Genua. Dort findet er warme, feuchte Luft und die Temperaturgegensätze (Kaltluft in der Höhe, milde Temperaturen am Boden) verstärken sich. Dadurch wird die atmosphärische Schichtung labiler und es kommt zu Schauern und Gewittern. Xaver ist jetzt ein ganz schön kräftiger Bursche. Er setzt seine Reise fort und bewegt sich ostwärts.Anfang der Woche haben einige Modelle noch vermutet, dass Xaver einen nordöstlichen Kurs einschlagen und die Ostalpen kräftig streifen würde. Trogrückseitig kommt es bei einer solchen Lage zu Nordstau. Inzwischen sieht es allerdings eher so aus, als würde Xaver etwas weiter südlich bleiben, wodurch die Niederschläge geringer ausfallen dürften. Leer gehen zumindest die Ostalpen aber nicht aus und wenn sich am Wochenende die Wolken lichten, dürfte sich der ein oder andere sonnige Powder-Schwung ausgehen. Durch die großen Druckunterschiede und das Umströmen der Alpen ist besonders am morgigen Donnerstag (14.3.) mit starkem Wind zu rechnen.


Die genauen Auswirkungen von Mittelmeertiefs auf den Alpenraum sind kompliziert vorherzusagen, da geringe Änderungen der Zugbahn den Unterschied zwischen Megadump und Sonnenschein ausmachen können. Auch bilden oder verstärken sich die Tiefs meist relativ kurzfristig und der genaue Ort der Zyklogenese ist im Voraus schwer zu bestimmen. Während es am Südhang der Alpen recht verlässlich staut, bekommt der Norden nur etwas ab, wenn das Tief so zieht, dass es bestimmte Bereiche im Vorbeigehen noch streift und Stau verursacht, während es eigentlich schon abzieht. Bei den für die Nordalpen relevanteren Nordwestlagen gibt es häufig Tiefdruckgebiete, die sich länger halten und immer wieder Fronten in den Alpenraum schicken. Diese treffen dort dann vergleichsweise flächig ein. Verschiebungen von ein paar Hundert Kilometern sorgen dafür, dass es zum Beispiel im Salzburgerland 10 Zentimeter mehr schneit, als in der Ostschweiz, verändern aber das Wetter nicht völlig, wie es bei Italientiefs gern mal der Fall ist.

Am Sonntag setzt eine kräftige Südwestanströmung ein, aus Nordföhn wird Südföhn und Kollege Orakel wird sich möglicherweise zum Alpensüdhang äußern. Längerfristig sieht es nach beständig unbeständigem Wetter aus. Zumindest in den Bergen bleibt der Frühling vermutlich einigermaßen winterlich.