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Die letzte Woche brachte im Norden endlich den ersehnten Wintereinbruch. Während die Basis im Süden mit jedem Italientief wuchs, hinkten die Nordalpen bisher weit hinterher. Umso erfreulicher jetzt der ergiebige Nordstau: Am Samstag (11.12.) brachte eine sich liebevoll an die Alpen schmiegende Warmfront bis zu einem halben Meter Neuschnee in den (östlichen) Nordalpen, zusätzlich zur Tags zuvor gefallenen Vorspeise.
Mit stellenweise durchaus ergiebigen Schauern ging’s weiter und wer am Wochenanfang eines der seltenen Sonnenlöcher erwischte, konnte den ersten ernstzunehmenden Nordalpen-Powder in vollen Zügen genießen. Wer dagegen in der vergangen Woche eher unfreiwillig draußen war, und, zum Beispiel (wie ich) bei einem Lehrgang, viel herum stand, der hat ein paar ungemütliche Tage hinter sich. Währendes sich im Schutz des Waldes hervorragend powdern ließ, verwandelte der Wind so manche ausgesetzte Piste in abgeblasene Eisplatten, gratis Gesichtspeeling durch herumwirbelnden Kunstschnee inklusive. Ja, ich spreche aus Erfahrung und ja, ich habe mich gebührend über so manche „Hier fett Powder, macht das Pistenrutschen Spaß?“ SMS geärgert.
Verantwortlich für das winterliche Wetter ist ein Tief über Zentral- und Osteuropa, das uns seit Ende letzter Woche (und wohl auch noch in den nächsten Tagen) mit frostiger Polarluft beliefert. Unser Tief kann sich so lange an der gleichen Stelle halten, da es einen nützlichen Helfer hat: Ein starkes Hoch räkelt sich gemütlich im Atlantik und streckt seine Finger bis weit in den Norden hinauf, um den Polarwirbel zu kitzeln.
Über den Polen entstehen auf Grund der negativen Strahlungsbilanz (d.h. die Gebiete erhalten weniger Energie-Einstrahlung als sie aufgrund der Abstrahlung verlieren und werden dementsprechend immer kälter) im Winter großräumige Tiefdruckgebiete, die der atmosphärischen Zirkulation den Takt vorgeben und dafür sorgen, dass sich kleinere Hochs und Tiefs immer mehr oder weniger von Westen nach Osten bewegen.
Bläst ein lästiger Hochkeil so einem Polarwirbel nun warme Luft ins Gesicht, fühlt er sich unter Umständen empfindlich gestört und teilt sich manchmal sogar in zwei eigenständige Wirbel auf; es kommt zum so genannten Polarwirbelsplit.
Dank unseres Atlantikhochs befindet sich der Polarwirbel aktuell fast an diesem Punkt. Wetteränderungen von Westen werden sehr effektiv abgeblockt und interessante Details passieren eher auf einer Nord-Süd Achse, nicht wie sonst entlang einer grob west-östlichen Bahn.
Der nächste potentielle Powder kommt dementsprechend wieder aus Nordwesten und sorgt in den bekannten Staulagen pünktlich vor dem halbwegs aufgelockerten Wochenende noch mal für eine kleine Auffrischung.
Die weitere Zukunft, ganz zu schweigen von Weihnachtsprognosen, ist wie üblich, noch relativ unsicher. Allerdings ist jede Blockinglage irgendwann zu Ende und momentan zeichnet sich eine allmähliche Strömungsumstellung mit entsprechender Milderung nach dem Wochenende ab...