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SpotChecks

Spotcheck | Nassfeld: Ein Skitrip in vier Akten

Ein Freeride-Tipp für das in Südwintern vom Schneegott gesegnete Kärnten

von German Wehinger 05.11.2014
schwerer Neuschnee ...

schwerer Neuschnee ...

German W.
Nassfeld
Pamela W.
Der schneearme Winter 2013/14 in den Nordalpen und die immer neuen Meldungen von Adriatiefs – mit ihren schier unglaublichen Schneemengen – lenkten unsere Aufmerksamkeit Richtung Kärnten. Und weil es Frau Holle besonders gut mit uns meinte, gab es 48 Stunden vor unserer Ankunft noch einmal einen halben Meter obendrauf – Schneehöhen um die 4 m erwarteten uns am Nassfeld!

Der schneearme Winter 2013/14 in den Nordalpen und die immer neuen Meldungen von Adriatiefs – mit ihren schier unglaublichen Schneemengen – lenkten unsere Aufmerksamkeit Richtung Kärnten.

Wobei die Schnee- und damit die Lawinensituation im Februar 2014 für die dort lebende Bevölkerung alles andere als angenehm war. Der Februarbericht der ZAMG mit den Worten „[d]er Süden war extrem niederschlagreich" beschreibt die z. T. heikle Situation nur annähernd. Der Februar war geprägt von Schlagzeilen wie: „Die schneebedingten Einschränkungen in Kärnten und in Osttirol halten (...) an" und dann „[n]ur zehn Tage später ereignen sich in Landesteilen Kärntens und der Steiermark noch einmal ergiebige Schneefälle". Die Einsatzkräfte hatten alle Hände voll zu tun. Die Niederschlagssumme im Gebiet um das Nassfeld überstieg um rund 300 % den Normalwert für Februar. So machten wir uns Ende Februar, nachdem sich die Situation etwas beruhigt hatte, auf, in Richtung Nassfeld um dessen Freeridemöglichkeiten zu erkunden. Und weil es Frau Holle besonders gut mit uns meinte, gab es 48 Stunden vor unserer Ankunft noch einmal einen halben Meter Powder obendrauf – Schneehöhen um die 4 m erwarteten uns am Nassfeld!

Das Skigebiet Nassfeld liegt in den Karnischen Alpen in Kärnten. Der Nassfeldsattel verbindet das österreichische Gail- mit dem italienischen Kanaltal. Das Gebiet liegt zwischen ca. 600 m.ü.M. (Tröplach) und ca. 2.000 m.ü.M. Mit Aufstiegen auf die umliegenden Berge wie beispielsweise den Gartnerkofel (2.195 m), den Rosskofel (2.239 m) und den Trogkofel (2.280 m) geht es noch ein bisschen höher hinauf.

Tag 1: Skigebiet erkunden mit Stippvisite auf der Kammleitn

Am Morgen des ersten Tages trafen wir uns mit dem Freeride-Protagonisten vom Nassfeld, Alexander Huber, der nach fast dreijähriger Verletzungspause nun wieder voll durchstartet. Als Local kennt er dort jeden einzelnen Quadratmeter des Backcountrys persönlich. Wir starteten gleich Richtung Sonnleitn-Lift und kurz davor direkt in den Wald. Dort führte uns Alex durch ein märchenhaftes Felslabyrinth bis sich schließlich unterhalb eines großen Felsturms eine Lichtung öffnet und die ersten Schwünge in einem kleinen, feinen, mit Pillows verzierten Hang auf uns warten. Weiter ging es durch lichten Wald; über einen Bach erreichten wir wieder die Trogkofelbahn. Trotz der massiven Schneedecke mit fast 4 m, lagen die Bäche aufgrund der milden Temperaturen und des wiederholten Regens größtenteils offen und Alex' Orts- und Geländekundigkeit war sehr gefragt.
Der nächste Run startete unmittelbar gegenüber der Bergstation der Trogkofelbahn. Hier befindet sich der Einstieg in das allseits beliebte Trogtal. Das ließen wir jedoch links liegen. Nach einer kleinen Trippel-Einheit öffnete sich uns der Trogkessel. Dieser kommt daher wie ein bunter Blumenstrauß, Skier's left warten einige nette Cliffs und zur rechten Seite erblickten wir tolle, offene Flanken, die allerdings nur mittels kleinem Hike erreicht werden können. Dazwischen führt die Abfahrt durch kupiertes Gelände, bevor der Kessel in den Wald mündet.
Als Zuckerl zum Abschluss des Tages fellten wir auf und stiegen vom Kühweggertörl zum Kammleitn Gipfel auf. Hier nahmen wir die sehr steile Westflanke, flankiert von zwei Felsen, und zogen nach rechts in ein flaches Teilstück. Ab hier beginnt der lange – vom Skigebiet gut einsehbare – Westhang mit ca. 500 Höhenmetern Abfahrt. Es war bereits später Nachmittag. Die Sonne hatte dem Hang den Rest gegeben. Nach den ersten Schwüngen merkten wir, dass die Situation kritisch war. So verlockend die Rinnen in der Mitte des Hangs auch schienen, wir fuhren Skier's right am Waldrand ab, da hier das Gelände weniger steil ist. Sicher am Fuße des Hanges angekommen geht's durch den Wald bis zur Passstraße hinunter und entlang dieser zu Fuß zurück zum Lift. Wir kosteten den Tag bis zur letzten Bahn aus und wären deswegen mit den öffentlichen Bussen beinahe nicht mehr zurück in unser Urlaubsdomizil gekommen. Deshalb, unbedingt vorab die Buspläne checken, denn nach Betriebsende der Lifte gibt es nur noch wenige Verbindungen Richtung Hermagor und weiter.

Tag 2: Tree Skiing am Nassfeld bei heftigem Schneefall

Am nächsten Morgen wurden wir an der Gipfelstation der Milleniumbahn von starkem Schneefall empfangen. Damit wir beim Warten auf Alex, der nach einer wilden Party am Vorabend etwas später kam, nicht froren, zoen wir solange ein paar Spuren in den Wald, welchen wir mangels Sicht den ganzen Tag über kaum mehr verließen. Als Alex dann eintraf, nahmen wir zunächst die Zweikofelbahn. Wir fuhren kurz auf der Piste, um sie in der ersten Kurve direkt Richtung Wald wieder zu verlassen. Hier verläuft die ‚schwarze' Variantenabfahrt. Hier kann man links, wie rechts der Route praktisch alles befahren. So lautete auch Alex' Ansage, der mit GoPros behangen, wie ein Weihnachtsbaum , auch direkt losstartete und in einer weißen Staubwolke verschwand. Es erwartete uns ein feiner Tree Run, gespickt mit kleinen Pillows und Stufen. Da lacht das Freerider-Herz. Weitere Abfahrten, links und rechts und unter der Zweikofelbahn folgten. In Waldnähe hatte es heute perfekte Bedingungen. Solch ein Wetter hat den netten Nebeneffekt, dass wir praktisch alleine unterwegs waren. Wir konnten immer wieder First-Tracks legen, allerdings auch weil unsere alten Spuren im Laufe des Tages wieder zugeschneit wurden. Die verbleibenden Nachmittagsstunden verbrachten wir im Trogtal. Hier, wo in durchschnittlichen Wintern ein Labyrinth aus massiven Felsbrocken das Gelände prägt, beeindruckten uns nun massive Pillows. Das Tal bietet abwechslungsreiches Terrain, mäßig steil und zum Teil auch bewaldet, so dass man sich auch bei Schneefall gut orientieren kann. Wegen seiner guten Einsehbarkeit vom Lift aus, ist es allerdings bei gutem Wetter sehr stark frequentiert.

Tag 3: Blue Bird, Powder und Minusgrade!

Eine Winterlandschaft wie aus dem Tourismusprospekt! Wir verschwendeten keine Zeit und fahren zur Kammleitn. Von der Bergstation aus queren wir oberhalb der FIS-Abfahrt weit rüber in den Gegenhang, die Südflanke der Kammleitn. Dort angekommen steht man in einem weitläufigen Hang der sehr licht bewaldet ist. Durch die südwestliche Exposition ist das Vergnügen allerdings auf die Morgenstunden beschränkt, sodass wir das gleich ein paar Mal wiederholten. Mittags gings auf den gegenüberliegenden Monte Auernig rauf. Von der Bergstation des Gartnerkofellifts quert man den Hang links der Piste soweit einen die Skier tragen, danach wird aufgefellt. Von hier aus steigt man zum Grat auf und folgt diesem Richtung Westen bis zur Spitze. Wir hielten uns etwas Skier's right, da uns die Flanke links aufgrund der vorherrschenden Lawinensituation zu steil erschien. Es staubte ordentlich! Am Waldrand angekommen querten wir links und stürzten uns in eine steile Waldabfahrt. Über einen Ziehweg am Fuß des Berges geht es zurück ins Skigebiet. Eine zweite Runde ließen wir uns keinesfalls entgehen!

Tag 4: Freeride Tour über die Gartnerkofelscharte nach Postran

An unserem letzten Tag stiegen wir von der Bergstation des FIS-Lifts zur Gartnerkofelscharte auf, was ca. eine halbe Stunde in Anspruch nimmt. Einmal mehr sind wir die ersten und sind beeindruckt von der bizarren Schneelandschaft, die uns im großen Gamskar erwartete. Verzaubert von den fetten Powderturns fuhren wir unterhalb der drei Gartnerkofeltürme hinab. Links vom Felshorn gelangt man in eine breite, sehr steile Rinne: das kleine Gamskar. Schon von hier aus sind die Häuser der Kühweger Alm zu sehen. Aber zunächst zogen wir auf weiteren 450 Höhenmeter unsere Lines in tiefstem Pulver. An der Alm legten wir eine Rast ein und genossen Panorama und Sonne pur, bevor wir durch den Wald und über Wirtschaftswege bis ins Tal abfuhren. Im skating style querten wir das Tal rüber nach Postran und nahmen den Bus zurück ins Skigebiet.

Fazit

Das Nassfeld war ein voller Erfolg. Wir konnten vier unvergessliche Tage verbringen, die uns danach vorkamen wie ein einziges Wintermärchen. Das Freeridegelände in Liftnähe ist weitläufig und bietet einige längere Runs (ca. 600 Höhenmeter) v. a. im Gebiet um das Trogtal. Überwiegend sind es kurze (ca. 300 HM) aber knackige Abfahrten. Weiters können mit kurzen Aufstiegen sehr interessante Abfahrten im Gebiet wie z. B. Kammleitn, Monte Auernig und Schnittlauchkofel erreicht werden. Der Trend „abseits der Piste" zu fahren ist auch hier angekommen, denn alleine ist man nach Neuschneefällen keineswegs.

Wissenswertes und Links

Kartenmaterial
Karnische Alpen: Wanderkarte Tabacco 09. 1:25000
Onlinekarte mit Hangneigungen: alpenvereinaktiv.com
Die schönsten Freerides in den Österreichischen Alpen

Apps
snowsafe (Lawinenlagebericht)
alpenvereinaktiv.com

Skigebiet / Unterkünfte
www.nassfeld.at

Kosten
Tagesskipass 40 EUR (Hauptsaison) Stand: Februar 2014

Fotogalerie

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