Suche

Touren/Resorts

Skitour Oberalpstock, 3327 m

Vom Skigebiet Disentis auf den 3327 m hohen Oberalpstock

19.10.2008

1896 erstieg der Skipionier W. Paulcke den 3327 m hohen Oberalpstock im Bündner Oberland. Diese Skitour war die allererste Ski-Besteigung eines Alpen-Dreitausenders. Und was dem Pionier mit seinen alten Holzki und ohne Skiliftunterstützung gelang, sollte für uns 112 Jahre später kein Problem sein?

 

Frühmorgens, wenn die Welt noch in Ordnung ist, treffen wir uns mit knapp 80 weiteren Tourengehern an der Talstation von Disentis zur ersten Tourengondel an diesem wunderschönen Frühlings-Sonntag. Zuviel Pioniergeist haben wir an diesem Morgen nicht und so legen wir die ersten 1600 Höhenmeter ganz bequem mit Hilfe diverser Lifte zurück und befinden uns wenig später bereits in knapp 2900 m Höhe.

Ehrlich gesagt ist unser Interesse an Paulcke auch nicht allzu groß, vielmehr lockt uns, genauso wie viele andere Tourengeher, die großartigen Abfahrten mit teils mehr als 2000 Höhenmetern. Und das obwohl der April bereits zu Ende ist?¿

Nach 150 Höhenmeter Gänsemarsch-Aufstieg in Richtung Nordwest erreichen wir den Südgrat. Hier wird es erstmals steil und auch ein bisschen ausgesetzt, doch dank der Eisenbügel und Fixseilen lässt sich die felsige Schneescharte schnell und sicher überqueren.

Auf der anderen Seite können die Gleitgeräte wieder angeschnallt werden und nach einer kurzen Steilabfahrt werden auf dem flachen Gletscher endgültig die Felle oder Schneeschuhe angeschnallt.

Von dort benötigen wir dann doch noch gute zwei Stunden schweißtreibenden Aufstieg in der starken Frühjahrssonne bis wir den 3327 m hohen und beeindruckenden Panorama-Gipfel erreichen. Nach der obligatorischen Gipfelpause machen wir uns fertig zur Abfahrt. Wir haben die lohnenswerte Abfahrt durch das Val Strem nach Sedrun gewählt, weil man von dort einfach und schnell wieder zum Ausgangspunkt kommt. Die noch lohnswerteren Abfahrten führen jedoch nach Norden und Westen ins Maderanertal, via Stalder- und Bächerfirn. Da diese Abfahrten jedoch weit entfernt bei Altdorf enden, entscheiden wir uns gegen die Top-Abfahrt und nehmen die ebenfalls lohnende Variante nach Sedrun, zumal wir dann anschließend noch ein paar Firn-Fahrten im Disentiser Variantengelände machen könnten.

Schnell legen wir die ersten 1500 Höhenmeter im Harsch- und Firnschnee zurück…
Als wir dann den flachen Talboden erreichen, werden die Schneebedingungen zunehmends schwierig, dann eklig und am Ende nahezu unfahrbar. Immer wieder versacken wir im grundlosen Faulschnee, was dazu führt, dass wir für die letzten 500 Höhenmeter fast eine Stunde benötigen und als wir – von Schneefleck zu Schneerest hüpfend – den Bahnhof von Sedrun erreichen, ist uns klar, dass heute und bei der massiven Erwärmung für uns nichts mehr zu machen ist. 

Daher bestellen wir uns ein hopfenhaltiges Erfrischungsgetränk am Sedruner Bahnhof. Und während wir noch grübeln, ob nicht doch noch eine Abfahrt drin wäre, hören wir ein Poltern, das schnell zum enormen Grollen anschwillt. Eine mittelgroße Lawine hat sich am gegenüberliegenden Nordhang gelöst, befördert den Großteil, der noch mächtigen Schneedecke in den Talgrund, und wächst sich dabei zur riesigen Monsterlawine aus.

Etwas kleinlaut bestellen wir noch eine Runde Bier und freuen ums über den guten Ausklang eines hervorragenden Winters – und stoßen auf die tolle Saison an…