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Couloir-Skifahren am Sass Pordoi

Couloir-Freuden in den Dolomiten / Sellastock

von Lorenzo Rieg 19.12.2009
Die Gondel zum Couloir-Glück am Passo Pordoi.

Die Gondel zum Couloir-Glück am Passo Pordoi.

Lorenzo Rieg
Passo Pordoi
Das schönste Gebirge der Welt. Mit diesem Anspruch werden die imposanten Kalkfelsen in den Südtiroler Alpen oftmals betitelt. Nicht nur Heerscharen italienischer Sommertouristen pilgern zu Ferragosto zu diesem einmaligen Landstrich. Auch in Freeride-Kreisen haben sich die Dolomiten mit ihren steilen Felseinschnitten schon einen Platz im Herzen der Couloir-Freunde gesichert. Die Wintersaison 2008/2009 hat mit ihren außergewöhnlichen Schneemengen auch eine Gruppe deutscher Couloirfreunde angelockt. Ihre Erlebnisse lest ihr im folgenden Bericht.

Die Gondel zum Couloir-Glück am Passo Pordoi.

Das schönste Gebirge der Welt. Mit diesem Anspruch werden die imposanten Kalkfelsen in den Südtiroler Alpen oftmals betitelt. Nicht nur Heerscharen italienischer Sommertouristen pilgern zu Ferragosto zu diesem einmaligen Landstrich. Auch in Freeride-Kreisen haben sich die Dolomiten mit ihren steilen Felseinschnitten schon einen Platz im Herzen der Couloir-Freunde gesichert. Die Wintersaison 2008/2009 hat mit ihren außergewöhnlichen Schneemengen auch eine Gruppe deutscher Couloirfreunde angelockt. Ihre Erlebnisse lest ihr im folgenden Bericht.

 

Ein kurzer Hike und schon gehts die steilen Felsrinnen hinunter.

Canale Joel

Der üblichen morgendliche Anreiseverspätung geschuldet, steigen wir erst um kurz vor Elf Uhr am Sass Pordoi aus der Gondel. Wir entscheiden uns als erste Abfahrt zu einer Variante auf der Südseite des Sellastockes zu der man nur etwa eine Viertestunde unterwegs ist: Canale Joel. Dazu queren wir zunächst den Spuren zum berühmten Val Mesdi folgend nach Osten, steigen aber nach der Pordoischarte bald wenige Höhenmeter nach rechts auf, wo sich der Einstieg befindet. Die Rinne ist knapp 45° steil komplett südseitig und bereits schön aufgefirnt.

Es ist schon ein einzigartiges Erlebnis zwischen hohen, steil abfallenden Felswänden die recht enge Rinne zu fahren, mit Blick auf den Passo Pordoi und dahinter die Marmolada. Wüsste man es nicht besser, müsste man Angst haben von den großen Felswänden zerquetscht zu werden. Nach einer kurzen sehr engen Stelle wird die Rinne dann breiter und läuft flacher aus, worauf wir noch einen netten Firn-Hang abfahren und direkt zurück zur Gondel kommen.

 

Einfahrt in Canale Joel

  

Steilwandfahren zwischen mächtigen Felswänden im weltbekannten Canale Holzer.

Canale Holzer

Nächste Gondelfahrt, nächstes Ziel, nächstes Glück: Das legendäre Canale Holzer. Dieses Couloir verläuft direkt nördlich vom Sass Pordoi und endet im Val Lasties. Wir müssen keinen Schritt aufsteigen, um zum Einstieg zu gelangen. In der Rinne gibt es normalerweise eine Stelle an der abgeseilt werden muss. Wir gehen aufgrund der außergewöhnlich guten Schneelage zwar davon aus, dass dies nicht notwendig sein wird, fahren aber trotzdem mit Gurten, Seil und allem Zubehör ausgerüstet in die Rinne ein.

Durch die nordseitige Exposition und die hohen Felswände an den Seiten ist der Canale Holzer sehr gut vor Sonneneinstrahlung geschützt, der Schnee ist hier noch richtig Pulvrig. Wir fahren zunächst vorsichtig nacheinander in die Rinne ein. Die hervorragenden Bedingungen machen jedoch nicht nur das Abseilen unnötig, sondern verhelfen uns auch zu einer genussvollen und etwas zügiger werdenden Abfahrt.

Gegen Ende der Rinne merke aber zumindest ich die zahlreichen Höhenmeter in der steilen Rinne in den Beinen und fahre wieder langsamer. Nach der steilen Abfahrt durch den Canale Holzer erscheint einem das letzte Stück durch das Val Lasties richtig flach. Nach wenigen Minuten Abfahrt und Querung stehen wir an der Passtrasse zum Pordoi-Pass. Von dort wird nach oben getrampt (wobei es sich in Italien immer auszahlt weibliche Gruppenmitglieder dabei zu haben) und den Rest der Gruppe mit dem Auto abgeholt.

   

Schlechtwetterprogramm: Val Setus

 

Das Wetter am zweiten Tag spielt leider nicht mit wie geplant. Es ist stark bewölkt und schneit leicht. Da wir daher keinen Firn auf der südseitigen Abfahrt vom Piz Boè erwarten können, machen wir uns gleich Richtung Norden auf. Die Überquerung des Plateaus ist landschaftlich sehr reizvoll, man sieht überall die steilen Rinnen und einzigartigen Felsformationen der Dolomiten. Das Plateau ist nicht richtig eben, immer wieder gibt es kürzere Abfahrten und Gegenanstiege. Auch die Orientierung ist bei schlechter Sicht nicht ganz einfach. Trotzdem finden wir das Val Pisciadù recht problemlos und fahren durch das eher flache und recht breite Tal ein Stück nach Norden ab, bevor wir an der linken Talseite entlang queren und so zum Einstieg des Val Setus kommen.

3 Köpfe, 4 Meinungen und die (philosophische) Frage nach dem Weg.

 

Gemütliches Laufen in der Ebene, bevor es zünftig bergab geht.

Oben noch recht steil und schmal öffnet sich das Val Setus bald und wird breiter und auch flacher. War der Schnee im oberen Bereich noch schön pulvrig, erwartet uns im mittleren Teil dann doch feinster Bruchharsch. Weiter unten allerdings werden wir wieder mit schönem Firn belohnt. Die Abfahrt endet direkt auf den Pisten der Sella Ronda. Mit Hilfe von mehreren Gondeln und Sesselliften kommen wir wieder zurück zum Pordoi Pass. Da wir aber nun im Besitz eines Tagespasses sind, sehen wir uns erst noch ein bisschen im Skigebiet um, bevor wir den Tag mit einer original italienischen Steinofenpizza in Arabba abschließen.

Piz Boè

Nach einer weiteren Nacht auf dem Pass begrüßt uns unser letzter Tag in den Dolomiten mit strahlendem Sonnenschein. Wir beschließen daher die Abfahrt vom Piz Boè heute in Angriff zu nehmen. Also wieder mit der Gondel auf den Sass Pordoi und zunächst Richtung Val Mesdi Queren, dann zunächst kurz mit Fellen aufsteigen bevor wir auf Steigeisen wechseln. Der 3152 m hohe Gipfel ist in etwa einer Stunde erreicht. Und obwohl mittlerweile ein paar Wolken am Himmel sind, ist der Schnee südseitig bereits aufgefirnt.

Wir fahren zunächst den Gipfelhang des Piz Boè, bevor wir ins Val de la Fontane abbiegen und unser letztes Couloir angehen. Der Schnee ist hier oben noch etwas hart, aber bald können wir unsere Schwünge in perfektem Firn setzen. Nach dem Ausgang der Rinne wird der Schnee aber recht schnell sehr schwer. Doch nach nur wenigen weiteren Schwüngen sind wir wieder an der Passstraße angelangt, von wo wir ein weiteres Mal zum Pordoi Pass trampen. Dort heißt es dann auch bereits "arrivederci dolomiti".

 

Text und Fotos: Lorenzo Rieg

 

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