Viel Neuschnee = hohe Lawinengefahr
Nonanet, die Hauptgefahr bei intensiven Neuschneefällen geht von Lawinen aus. Warum das so ist, haben wir bereits in der Starkschneefallperiode im Januar 2018 geklärt. Nachzulesen im SchneeGestöber 5 2017/18. Denn viel Altschnee ist meist sehr sicher in Bezug auf Lawinen, aber viel Neuschnee ist ein Problem.
Viel Neuschnee = Hohe Erstickungsgefahr beim Powdern
Keine Frage, noch während des Schneefalls fährt man den besten, lockersten, am wenigsten gesetzten Pulverschnee. Denn die Setzung von Neuschnee schreitet vor allem bei intensiven Schneefällen extrem schnell voran. Zum Einen ist es bei hohen Niederschlagsintensitäten immer eher warm. Zum anderen beschleunigt das Gewicht des Neuschnees selbst massiv die abbauende Umwandlung. Der Schnee drückt sich selbst zusammen, fast wie wenn eine Pistenraupe darüber fahren würde. Nur im allerfrischesten Zustand sinkt man wirklich metertief ein. Nach 24 Stunden schaut die Geschichte schon wieder vollkommen anders aus.
Sobald die Einsinktiefen im Schnitt über 1m betragen, besteht die Gefahr, aus Schneelöchern nicht mehr von eigener Kraft herauszukommen. Da man bei solchen Situationen aufgrund der Lawinengefahr eh nur mehr maximal im dichteren Wald skifahren kann, werden dort Mulden oder andere Geländefallen zur tödlichen Gefahr. Durch den schwachen Wind im Wald kann sich dort langsam aber sicher noch viel mehr Neuschnee ansammeln. Stürzt man im grundlosen, metertiefen Powder und erlangt keinen härteren Untergrund, kommt man von selbst kaum mehr auf die Füße. Vor allem wenn man mit dem Kopf nach unten zu liegen kommt, gibt es alleine keine Chance, sich aus der misslichen Lage zu befreien. Am häufigsten passiert dies beim Einbrechen in Latschen, große Alpenrosen oder sonstiges Gestrüpp, das man an der Oberfläche nicht mehr erkennen konnte. Sofort rutscht ein wenig Sluff von oben nach und erstickt einen wie in einer richtigen Lawine. Diese Todesursache wird im Englischen als „Snow Immersion“ bezeichnet und fordert bei länger anhaltenden Starkschneefällen auch in den Alpen fast immer Opfer. Hier Beispiele aus Medienmeldungen von 2012, 2018, 2019. Je größer das Faceshot-Potential, desto größer das Risiko von Snow Immersion.
In Nordamerika kennt man ähnliche Probleme, die immer wieder Todesopfer fordern. Die so genannten Tree Wells. Das sind kreisförmige Hohlräume rund um die Stämme von Nadelbäumen. Diese sind oft von außen nicht sichtbar, da sie ähnlich wie Gletscherspalten von schwachen Schneebrücken überdeckt sind. Stürzt man kopfüber in einen tieferen Tree Well, ist man alleine hoffnungslos verloren.
Ein Unfallbeispiel zu einem Tree Well Sturz sieht man im folgenden Youtube-Video. Kategorie: Muss man mal gesehen haben!