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Schnee von morgen

Schnee von morgen | Warum Klimaschutz auf dem Teller anfängt

Schon beim Frühstück CO2 einsparen

von Lisa Amenda 21.12.2020
Für die winterlichen Wurzeln und Knollen aus der Biokiste muss schon mal schwereres Geschütz aufgefahren werden, aber der Aufwand lohnt sich.

Für die winterlichen Wurzeln und Knollen aus der Biokiste muss schon mal schwereres Geschütz aufgefahren werden, aber der Aufwand lohnt sich.

LH
Klimaschutz heißt nicht nur weniger Autofahren und nachhaltiger konsumieren. Klimaschutz fängt häufig beim Frühstück an und geht weit über das Abendessen hinaus. Aber: Sind Veganer die besseren Klimaschützer? Und warum sollten wir auch die Böden nicht vernachlässigen?

Wahrscheinlich muss ich mir an diesem Punkt eingestehen, dass ich lange Zeit einen wichtigen Aspekt rund um das Thema Klimaschutz vernachlässigt habe: mein Essen. Ich würde auf keinen Fall sagen, dass ich mich schlecht ernährt habe oder nur das billigste vom Billigen gekauft habe. Ich habe aber auch einfach nicht konsequent auf Bio-Lebensmittel geachtet. Irgendwann ist das dann umgeschwenkt. Einen bestimmten Auslöser gab es dabei nicht. Einer meiner alten Vermieter, ich lebte damals auf einem Bauernhof mitten im Blauen Land in der Nähe von Murnau, hat mir bei meinem Auszug allerdings ans Herz gelegt, vor allem bei Zwiebeln und Kartoffeln nur bio zu kaufen. „Alles andere ist mit Pestiziden verseucht, das magst nicht auf dem Teller haben“, hat er mir beim Einsteigen ins Auto noch gesagt. Mit Pestiziden verseucht?

Ich fing an zu recherchieren. Pestizide. Du weißt schon, die chemischen Mittelchen, die Insekten von den Pflanzen abhalten und so die Ernte sichern sollen. Dass sie allerdings auch das Insektensterben vorantreiben und so nicht nur schlecht für die Natur und Umwelt, sondern auch schlecht für uns sind - soweit wird oft nicht gedacht. Auch dass ich Vegetarierin wurde, kam erst später. Vor allem, weil ich nicht möchte, dass Tiere für mein Essen sterben. Und ich weiß, dass jetzt gleich wieder jemand kommen kann und sagen, dass ich ja trotzdem noch Käse esse und somit die Milchwirtschaft, heißt das Schlachten von Kälbern, unterstütze. Das stimmt schon und ja, genau in dem Moment, in dem ich das schreibe, will ich auf den Käse in meinem Kühlschrank verzichten. Für immer. Aber wie wir Menschen nun eben sind, fällt uns nicht alles so leicht und wir müssen uns, wie fast überall, mit der Mitte arrangieren. Du siehst schon: Dieses Thema ist eigentlich größer als ein kurzer Online-Artikel. Deswegen will ich mich auf das wichtigste konzentrieren und dir in fünf Punkten zeigen, wieso jetzt genau der Klimaschutz auf dem Teller anfängt: 

Bio-Lebensmittel sind die wahren Klimaschützer

Die Landwirtschaft trägt maßgeblich zu den Treibhausgasemissionen bei. In Deutschland waren das z.B. im Jahr 2016 insgesamt 65,2 Mio. t CO2 – und damit 7,2 % aller CO2-Emissionen Deutschlands. Nimmt man noch die Herstellung von Dünger, den Dieselverbrauch für Fahrzeuge und Maschinen sowie den Humusabbau und die Entwässerung von Niedermooren dazu, steigt der Anteil auf 13% der Treibhausgas-Emissionen. Verschiedene Studien zeigen allerdings, dass die ökologische Landwirtschaft klimafreundlicher ist als die konventionelle. Die Gründe sind: Die Produktion von Düngemitteln ist sehr energieaufwändig und ihr Einsatz setzt Lachgas frei. Bio-Betriebe nutzen diese Stoffe nicht. Außerdem werden bei der Ökolandwirtschaft pro Hektar weniger Tiere gehalten und das Futter für die Tiere kommt nicht aus Übersee, sondern wird regional produziert. Das führt dazu, dass mehr Grünland statt Ackerflächen bestehen bleiben. Grünland kann durch höhere Humusgehalte mehr Kohlenstoff speichern. Da Humus viele organische Kohlenstoffverbindungen enthält, wird er auch als Kohlenstoffsenke bezeichnet. 

Bio rettet Insekten = die Natur

Eine Studie aus Krefeld zeigte im Jahr 2017: In den letzten 30 Jahren sind 75 Prozent der Insekten verschwunden. Und somit 75 Prozent der Nahrung für Vögel, Amphibien, Fledermäuse usw. Hinzu kommt, dass auch wir bzw. die Pflanzen, die unsere Nahrung sichern auf diese Insekten angewiesen sind. Gründe dafür sind: fehlende Lebensräume für Insekten durch Flächenversiegelung, unwirtliche private Gärten (z.B. Steingärten) und Monokulturen sowie der Einsatz von Pestiziden. Rund 30 Prozent des Insektensterbens wird der Landwirtschaft durch den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat zugeschrieben. Diese Pestizide brauchen wir in der konventionellen Landwirtschaft, weil sie Pflanzen in den angebauten Monokulturen gesund halten und vor Ernteausfällen schützen. Allerdings setzt die Ökolandwirtschaft diese Pflanzenschutzmittel nicht ein. Wenn wir uns also aktiv für Lebensmittel aus der Bio-Landwirtschaft entscheiden, schützen wir das Klima und die Natur. 

Pflanzliche Lebensmittel rocken – aber bitte frisch

Keine Angst, wir müssen nicht gleich komplett vegan werden. Aber pflanzliche Lebensmittel sind nicht nur gut für unsere Gesundheit, sondern auch wirklich gut für das Klima. Denn tatsächlich sind laut Ökotest die größten Klimakiller allesamt tierische Lebensmittel. Allen voran Butter. Für ein Kilogramm Butter braucht man 18 Liter Milch. Und für viel Milch braucht man viele Kühe. Und Kühe produzieren viel Methan, das 23 Mal stärker auf das Klima wirkt als Kohlendioxid. Auf Platz 2 und 3 landen Rindfleisch sowie Käse und Sahne. Jetzt musst du nicht gleich komplett vegan werden, allerdings hilft es meist schon, den Fleischkonsum sowie den Verzehr von tierischen Produkten zu reduzieren. Wenn zum Beispiel alle Deutschen theoretisch 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche essen würden, wie übrigens von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen, dann würden unsere ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen bereits um rund neun Prozent sinken. Im Blitzrechner kannst du ausrechnen, was du an Emissionen und Wasser sparen würdest und wie viele Tiere du retten könntest, wenn du z.B. vegetarisch oder vegan lebst. Allerdings solltest du nicht wild nach pflanzlichen Ersatzprodukten greifen. Am klimafreundlichsten sind immer noch frische, natürliche und unverarbeitete Lebensmittel. 

Für die winterlichen Wurzeln und Knollen aus der Biokiste muss schon mal schwereres Geschütz aufgefahren werden, aber der Aufwand lohnt sich.

Für die winterlichen Wurzeln und Knollen aus der Biokiste muss schon mal schwereres Geschütz aufgefahren werden, aber der Aufwand lohnt sich.

LH

Regional und saisonal sind King und Queen

Irgendwie haben wir uns daran gewöhnt, dass alle Lebensmittel immer verfügbar sind. Erdbeeren im Winter sind da wohl das beliebteste Beispiel. Aber hast du dich auch schon mal gefragt, ob das überhaupt sein muss? Ich schon. Und deswegen habe ich seit Jahren eine Ökokiste als Abo, die mir einmal pro Woche saisonales und regionales Obst und Gemüse liefert. Und ja, ich bin kein Fan von Pastinaken und kann im Winter auch irgendwann keinen Kohl oder Rote Beete mehr sehen. Aber trotzdem finde ich, dass dieses Obst und Gemüse so viel besser schmeckt und mich in der Küche kreativer werden lässt. Außerdem unterstützen wir dadurch die Landwirtschaft vor Ort. Regional ist ein weiter Begriff, aber trotzdem ist es besser Kartoffeln aus Deutschland zu kaufen statt aus Ägypten, wo sie z.B. viel Wasser verbrauchen, was dort gar nicht vorhanden ist. Zudem spart saisonales Obst und Gemüse Energie. Denn die Lebensmittel müssen nicht weit transportiert werden und es wird auch keine Energie für das Beheizen von Gewächshäusern verbraucht. 

Gesundes Klima = gesunder Boden

Laut Umweltbundesamt enthält ein Teelöffel gesunder Boden mehr Organismen als Menschen auf der Erde leben. Allerdings haben 45 Prozent der Böden in Europa durch intensive landwirtschaftliche Nutzung deutlich an organischer Substanz, also an Humus und Bodenlebewesen verloren. Sie sind ausgebrannt. Burn out. Durch zu viel Stress, den wir ihnen durch unsere intensive Nutzung gemacht haben. Dabei sind gerade Böden so wichtig. Wie oben beschrieben, sind sie wichtige Kohlenstoffsenken. Sind sie aus dem Gleichgewicht, können sie ihre Arbeit als solche nicht mehr verrichten. Wichtig ist es deshalb, Lebensmittel von Landwirten zu kaufen, die sich auch um die Erhaltung der Bodengesundheit bemühen. Ein Stichwort ist hierbei die regenerative Ökolandwirtschaft. Dieser Ansatz lehnt Pestizide und Kunstdünger ab und setzt zudem auf die Regeneration des Bodens und damit Biodiverstität. Das erfolgt durch immergrüne Felder. Es gibt keine brachliegenden Äcker. Immer mehr kleine Organisationen sprießen dazu aus dem Boden. Ein positives Beispiel ist auch die Ökoregion Kaindorf in Österreich. Viele kleine solidarische Landwirtschaften nehmen sich dem Thema an, vielleicht gibt es auch in deiner Region eine, die du unterstützen kannst. 

Fazit

Sich klimafreundlich zu ernähren ist kein Hexenwerk, bedeutet aber zum jetzigen Zeitpunkt ein bisschen Mehraufwand für das eigene Essen auf dem Teller. Wenn wir das aber schaffen, können wir langfristig zu einer Veränderung der Landwirtschaft beitragen und somit auch zu einer Senkung unserer Treibhausgasemissionen. Und damit zum Schutz und Erhalt des Winters!

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