Ich denke, die Bürgerbewegung, die es seit den 70er Jahren gibt, hat viel erreicht, wird aber bis heute in wichtigen Bereichen blockiert, vor allem auch politisch. Je größerer die Gruppe wird, die Veränderung aktiv will, desto mehr stellt sich zwangsläufig Veränderung ein, weil sie eben Mehrheitsfähig wird und folglich politische Kraft bekommt. Das sehen wir ja heute bereits an vielerlei Beispielen.
Das eigentliche Problem jedoch ist viel tiefgreifender und von existentieller Natur. Der Mensch steht am Ende der Nahrungskette. Er verfügt über begrenzte Ressourcen, deren Erhalt seine Existenzgrundlage ist. Das soziale und wirtschaftliche System in dem er lebt, der Kapitalismus, basiert jedoch auf der Annahme und dem Prinzip von stetigem Wachstum und Gewinnsteigerung. Ein Prinzip, dass mit nachhaltigem Wirtschaften nicht vereinbar ist, denn letzteres erzeugt keinen Gewinn. Die Annahme, dass wir uns mit einem grünen, kapitalistischen Wirtschaftssystem aus der Krise manövrieren können, ist ein Trugschluss. Allein schon, weil wir den globalen Energieaufwand für ein „weiter so aber grün“ kaum und vor allem nicht im Zeitraum bis zum Erreichen kritischer Tipping Points erreichen können.
Wir stehen also vor einem Scheideweg und haben vielleicht noch kurze Zeit die Chance zu wählen zwischen einem geordneten Rückzug mit einem Herunterfahren unseres Systems, unserer Produktions- und Konsumleistungen, oder dem Zusammenbruch aufgrund zunehmend feindlicher Lebensbedingungen auf unserem Planeten. Erstere erschient mit die klügere, wenngleich extrem schwierige Lösung zu sein. Verlustfrei wird diese garantiert auch nicht ablaufen.
Es ist am Schluss also weniger eine Frage des “Was?” sondern des “Wie?”. Natürlich ist es gut, kein Fleisch mehr zu essen, Bio auf dem Erzeugermarkt zu kaufen, vegane Turnschuhe und Hosen aus Bambusfasern und T-Shirts aus recyceltem Ocean-Plastik zu tragen und nur mit dem Rad oder der Bahn zu fahren, doch am Ende geht es um etwas viel grundlegendes. Wir müssen unser Konsumverhalten ändern.
1972 erschien „The Limits to Growth“, eine Studie des Club of Rome zur Lage der Menschheit und zur Zukunft der Weltwirtschaft. Damals wurde prognostiziert, dass die Menschheit die kritische Marke von 100% ihrer verfügbaren Ressourcen bis 1980 überschreiten wird. Heute stehen wir bei 180%. Tendenz immer noch steigend.
Was also sind die Maßnahmen und Möglichkeiten, die wir als Wintersportlern bieten?
- Boykott der Skigebiete?
- Der Ausstieg aus dem kapitalistischen System?
- Selbstversorgung und Verzicht?
- Politischer Aktivismus?
- Revolution und die Mobilisierung aller Mitstreiter und gleichgesinnter?
Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus.
Kommen wir noch einmal zurück zum Ausgangspunkt: Hallo Winter, wie geht es dir? Diese sentimentale Fragestellung erscheint im Verhältnis zur Tragweite der Veränderungen, mit denen wir wahrscheinlich konfrontiert werden, recht unbedeutend. Immerhin kann in Anbetracht der rapide schmelzenden Gletscher auch eine ergründende Endmoränenlandschaft ihren Reiz haben...