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News

Wie finde ich den perfekten Spot?

Manual Mountain Mastery Level I – Wie finde ich den besten Schnee?

von Tobias Kurzeder 15.01.2012
Die perfekten Tiefschneetage sind in den meisten Wintern relativ selten. Dies gilt besonders dann, wenn man unter "perfekt" die ideale Mischung versteht: genügend Neuschnee in guter, besser sogar noch in sehr guter Qualität. Dazu gehört natürlich auch gutes Wetter und tolles, abwechslungsreiches Skigelände, das zu den eigenen Ansprüchen und Fähigkeiten sowie zur aktuellen Lawinengefahr passt.

Die perfekten Tiefschneetage sind in den meisten Wintern relativ selten. Dies gilt besonders dann, wenn man unter "perfekt" die ideale Mischung versteht: genügend Neuschnee in guter, besser sogar noch in sehr guter Qualität. Dazu gehört natürlich auch gutes Wetter und tolles, abwechslungsreiches Skigelände, das zu den eigenen Ansprüchen und Fähigkeiten sowie zur aktuellen Lawinengefahr passt.

I. Die grobe Übersichtsplanung: Wetterberichte und Wettermodelle

Der große Vorteil ist, dass sich meisten denkwürdigen Freeride-Tage meist über einen längeren Zeitraum ankündigen. Wer regelmäßig einen Bergwetterbericht verfolgt, der weiß bereits, in welchen Regionen gute Schneeverhältnisse zu erwarten sind. Wer nicht zu den Privilegierten gehört, die in unmittelbarer Alpennähe wohnen, und daher nur die Nase aus dem Fenster zu strecken brauchen, der findet unten stehend einige empfehlenswerte Bergwetterberichte:
 

Alpenweit
Österreich
Schweiz
Deutschland
Frankreich
- Italien: gute Angebote für Südtriol, ansonsten empfehlen wir den PG-Wetterbericht Alpen von der ZAMG.

Die Wetterberichte beruhen auf der Analyse verschiedener Wettermodelle. Wer gerne länger in die geheimnisvolle Wetterküche orakeln möchte, dem stehen verschiedene Wettermodelle (wetterzentrale.de oder meteoblue.com) fürs langfristige Wetter-Raten zur Verfügung.

Viele Wettermodelle sind im Internet abrufbar, und diese liefern teils sehr genaue Ergebnisse, müssen aber etwas zeitaufwändig interpretiert werden und benötigen ein gewisses meteorologisches Grundwissen. Sie bergen aber, gerade in Kombination mit Erfahrung und Ortskenntnis das meiste Potential, um allen ein Schnippchen zu schlagen.

Per Rasterfahndung auf der Suche nach der idealen Freeride-Location und perfektem Schnee

Um die perfekten Freeride-Tage frühzeitig zu erkennen und um diese sinnvoll vorzubereiten, hat sich ein Recherche-System bewährt, das dem bekannten 3x3-Lawinen-Beurteilungssystem von Werner Munter ähnelt und das dem Prinzip der Rasterfahndung folgt: im ersten Schritt fahnde ich in großem Maßstab nach den Regionen, die neuschneeverdächtig und zugleich in angemessener Zeit erreichbar sind und grenze in den folgenden Vorbereitungsschritten die in die Auswahl kommenden Favoriten durch immer detailreichere Informationsbeschaffung ein, – bis am Ende der Spot der Wahl gefunden ist.

Drei entscheidende Zutaten für den ultimativen Powder-Tag

Die drei entscheidenden Voraussetzungen für gutes Freeriden: (1) Verhältnisse (= Schnee-, Wetter- und Lawinensituation), (2) das Gelände (Skigebiet oder Skitourenziel), (3) die beteiligten Freerider (Know-how, Fahrtechnik, Kondition). Im ersten Schritt dienen diese Faktoren zunächst einmal ganz grob dazu, diejenigen Gebiete mit guten Verhältnissen von denen mit ungünstigen Verhältnissen zu unterscheiden.

1. Zutat – Die Verhältnisse: Schnee, Wetter, Lawinen

Der Schnee ist das entscheidende Kriterium für vernünftiges Freeriden. Aus diesem Grund bildet dieser das erste entscheidende Raster. In welchen Regionen bzw. Orten kann ich mit Neuschnee rechnen? Und wo ist die Schneelage derzeit so, dass ich den frischen Pulverschnee auch nutzen kann?

1.1 Neuschnee

PowderGuide - Neuschneeprognose | Prognose-Wert
Neuschneekarten, z.B. vom SLF | Messwerte / Ist-Wert
Lawinenlageberichte| Ist- & Prognosewert
Messwerte Messstationen (siehe hierzu die Webseiten der Lawinenwarndienste) | Ist-Wert (Gesamtschneedecke)

1.2 Wetter

Freeriden macht eigentlich nur bei guten Sichtverhältnissen Spaß, das weiß jeder. Folglich benötige ich entweder gutes Wetter oder ein Gebiet, das auch bei Schneefall gute Sicht ermöglicht, z.B. ein niedrig gelegenes Gebiet mit Waldanteil und dessen Wald auch legal befahren werden darf. Wie die Wetter- und damit die Sichtverhältnisse in einer Region sein werden, verrät mir hoher Trefferwahrscheinlichkeit der Bergwetterbericht.

PG-Bergwetterbericht, für alle Regionen (ZAMG)

- Automatisch berechnete Resortprognosen mit unterschiedlicher Vorhersagegüte Bergfexoder snow-forecast.com

1.3 Lawinengefahr – Lawinenlagebericht

Doch was nutzt das beste Wetter und hervorragender Schnee, wenn die Lawinengefahr zu hoch ist? Wenig! Auch hier gilt die alte Weisheit: weniger kann mehr sein. Also im Zweifelsfall lieber in die Region, wo es weniger geschneit hat und dafür die Lawinensituation weniger angespannt ist. Salopp gesagt: lieber die 20 cm Powder unterm Ski, als 80 cm und geschlossene Liftanlagen vom Fenster der Unterkunft anzuschauen.

Lawinenlageberichte

2. Zutat: Das Gelände

Welches Gebiet kommt in Betracht? Je größer das Angebot, umso größer die Auswahl, umso schwerer fällt oft die Entscheidung. In manchen Regionen der Nordalpen gibt es so viele Skigebiete, dass sich dort für nahezu alle Verhältnisse ein passendes Gebiet findet, vorausgesetzt, man weiß, wie man zu suchen hat. Eine Möglichkeit hierzu sind die zwar nicht gänzlich vollständigen Kompendien wie die Skiatlanten von DSV oder ADAC (auch als Online-Variante) oder Plattformen wie z.B. Bergfex, die zumindest im deutschsprachigen Bereich fast alle Gebiete aufgelistet haben. Doch je weiter man sich von den Rösti- und Germknödelzentren entfernt, umso exotischer werden die Spots, umso zeitaufwändiger gestaltet sich die Informationsbeschaffung. Wo es überhaupt größere Skigebiete gibt, erfahrt ihr meist recht schnell und einfach beispielsweise über eines der genannten Portale. Dass hierin keinesfalls alle kleinen, aber feinen und manchmal wirklich noch Secret-Spots veröffentlich werden, ist gut so.
Mittlerweile bieten die großen Wintersportportale für die meisten Regionen eine simple Online-Karte an, mit deren Hilfe man (auf Basis von Google-Maps oder ähnlichen Karten), grob das Gelände einschätzen kann. Google-Maps bietet den Vorteil, dass man zwischen der Gelände- und Sattelitenansicht wechseln kann. Der Touristikanbieter Outdooractive bietet in seiner Winterkartenansicht den Service, dass nahezu alle Liftanlagen eingezeichnet sind, was die virtuelle Erkundung neuer Gebiete nochmals vereinfacht, wodurch sich herausfinden lässt, ob das Gelände zu der aktuellen Lawinensituation passt.

Anbieter von kostenfreien digitalen Kartentools

3. Zutat: Die Teilnehmer

Die Auswahl der richtigen Partner ist für einen gelungenen Freeride-Trip genauso entscheidend, wie die Wetter- und Schneeverhältnisse. Insofern ist dieser Punkt auch nicht drittrangig, sondern gleichrangig mit der Auswahl des Geländes. Der große Vorteil beim Faktor Mensch ist, dass es die eigene Entscheidung ist, welche Partner man mit an den Berg nimmt und mit welchen seiner geschätzten Zeitgenossen man lieber in die Sauna oder zum Kaffeetrinken geht.
Konkret geht es um die entscheidende Frage, mit welchen Freeride-Freunden man losziehen möchte, weil man ihren Fähigkeiten (Fahrtechnik, Lawinen-Know-how, Lawinenrettung und generelle Zuverlässigkeit) vertraut.
Hat man dann eine gelungene Verhältnisse-Gelände-Mensch-Mischung ins Auge gefasst, beginnt der Planungsspaß von Neuem, indem wir uns noch eine Zoomstufe näher begeben.

II. Die Feinplanung

Die grobe Auswahl der Region sollte bereits feststehen, jetzt gilt es ein besonders geeignetes Gebiet zu finden und gleichzeitig den möglichst idealen Spot zu herauszufinden, der zu den individuellen Ansprüchen passt.

Arlberg

2.1 Verhältnisse – Schnee- und Wetterverhältnisse, Lawinengefahr

Die interessanten Regionen sind gefunden. Schauen wir doch jetzt wo sich die Schneelöcher befinden. Bei vielen Wetterlagen können die Unterschiede innerhalb einer Region erstaunlich groß sein. Gut, wenn es ein dichtes Netz von automatischen oder gar Beobachter-Messstationen gibt. Die Schweiz ist auch in Sachen Schneeerfassung wirklich ein Muster-Land, doch auch in Deutschland und Österreich findet man auf den Webseiten der Lawinenwarndienste meist schnell die Links zu den automatischen Messstationen und weiß daher grob, wo es wie viel geschneit haben könnte. Eine weitere, eher traditionelle Infoquelle sind die Skigebiete. Doch deren im Web kommunizierten (Neu-)Schneehöhen sind häufig sehr unzuverlässig und wenig glaubwürdig.

Da sich die Informationspolitiken vieler Gebiete stark unterscheiden, sollte man sich hier nur auf die Angaben derjenigen Gebiete verlassen, deren Informationsgüte man aus Erfahrung kennt. In der Schweiz werden die Neuschneewerte meist eher konservativ gemessen, das heißt, 20 cm Neuschnee in einem Gebiet sollten in den meisten Gebieten – vorausgesetzt die Altschneeunterlage ist weich – für anständige Bedingungen sorgen.

Messstationen

Hat man jetzt ein verlockendes Gebiet in Aussicht, muss man nochmals den Lawinenlagebericht und die Wettervorhersage für dieses Gebiet für den Zeitraum des geplanten Trips überprüfen.
Für viele Regionen gibt es sehr detaillierte regionale Prognosen, z.B. regionale Lawinenlageberichte, die zumeist auch immer eine knappe, aber sehr zuverlässige Wetter- und Schneeprognose enthalten. Auch lohnt es sich auf den Internetseiten der jeweiligen Lawinenwarndienste herumzustöbern, weil man meist weitere Prognosetools und Werte von automatischen Messstationen findet.

Lawinenlageberichte

Regionale Wetterberichte

Chamonix Meteo | Südtirolwetter etc.

III. Wir kommen zur letzten Stufe – tattattaata: die Entscheidung naht

Inzwischen habt ihr eine Menge wertvoller Infos zusammengetragen, aber so ganz glaubt ihr noch nicht, dass die abstrakten Zahlenwerten den Schlüssel zum Freeride-Glück bedeuten?

Gibt’s noch weitere Möglichkeiten?

Ein Freund von uns, der für seine akribische Powder-Recherche gefürchtet war, rief häufig im Abstand von wenigen Stunden bei den Kassen-Damen der Skigebiete an, um sich von ihnen den aktuellen Schneefall und insbesondere welche Lifte geschlossen haben, bestätigen zu lassen. Naturlich wollte er auch immer wissen, welche Anlagen morgen möglichst sicher aufmachen würden. Dieses System kann funktionieren, wenn man viel Zeit hat, aber nur dann, wenn dieses nicht allzu viele praktizieren: Man stelle sich 1500 anrufende Freerider über mehrere Tage an der Liftkasse in Engelberg vor; das funktioniert nicht dauerhaft.

Interaktive Skigebietskarten

Fast alle Skigebiete bieten inzwischen den Service interaktiver Panoramakarten an und somit lässt sich jederzeit erkennen, welche Anlagen in Betrieb sind und welche aufgrund von Schlechtwetter oder Lawinengefahr geschlossen sind. Weiß man z.B. dass die Gemsstockbahn in Andermatt heute nicht fährt, wird aber in Aussicht gestellt, dass sie morgen mit hoher Wahrscheinlichkeit aufmacht, so kann man davon ausgehen, dass heute dort wirklich nichts zu holen ist, der morgige Tag hingegen ziemlich pulverschneereich ausfallen dürfte.

Foren und Blogs

Eine weitere gute Möglichkeit an Informationen zu kommen, sind diverse Blogs von Freeridern (sofern sie tagesaktuell sind und die jeweiligen Gebiete nennen) sowie Foren (PowderGuide-Forum, Freeskiers.net oder downdays.eu) bzw Facebook oder Google+ in denen viele Wintersportler ihre Erlebnisse dokumentieren. Ein weiterer nützlicher Service ist der Conditions-Report. Auch hier ist natürlich die Aktualität der bereitgestellten Informationen entscheidend.

Zu guter letzt: wer sich durch diesen langen Text hindurchgeackert hat, der hat gemerkt, dass die Auswahl eines geigneten Freeride-Spots kein Hexenwert ist, sondern eine Art Freerider-Handwerk darstellt, das einigermaßen leicht zu lernen ist. Besteht am Anfang noch die Gefahr in den Weiten bzw. Tiefen des Internets viel Zeit bei der Recherche zu verlieren, so entwickeln die meisten Freerider innerhalb kurzer Zeit ihr eigenes Recherche-Prozedere. Und dann gibt es neben diesem Powder-Rasterfahndungssystem natürlich auch noch das gute alte Überraschungsprinzip: Fahren auf gut Glück und den Schnee nehmen, den man dort findet …

Von Werner Munter stammt der treffende Spruch: „Wer besser plant, der irrt genauer!“ Denn im Gebirge kann tatsächlich auch vieles anders kommen, als prognostiziert. Und dann taucht nach der perfekten, aber letztlich erfolglosen Recherche eine neue Herausforderung auf: aus den mäßigen Bedingungen einen tollen Tag mache.

Viel Erfolg bei eurer Spot-Suche und happy turns wünscht

Die PG-Crew

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