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News

Warum wir viel öfter in kleinen Skigebieten fahren sollten

Eine Liebeserklärung!

von Lisa Amenda 20.01.2019
Lisa Amenda
Große Skigebiete halten alles bereit: Hunderte Kilometer bestens präparierte Pisten, zahlreiche Liftanlagen, häufig schier unendliche Möglichkeiten abseits zu fahren und Schnee von Dezember bis Anfang Mai. Und doch sind es häufig die kleinen Gebiete, in denen man den größten Spaß hat.

Die Schneeflocken prasseln auf mich ein. Sammeln sich in den Falten meiner Jacke. Zunächst als perfekte, winzig kleine Kristalle, später als nasser Fleck. Der Wind peitscht mir ins Gesicht und bringt den Sessellift ins Schwingen. Die Sitzunterlage ist rau und kalt. Abdrücke von Stockspitzen verzieren dunkelgrauen Schaumstoff. Feine Sternmuster. Von Skischulkindern, Jugendlichen, Senioren. Fast wie ein Tagebuch der Lift-Langeweile lesen sie sich. Weich gepolsterte Sitzflächen mit integrierter Sitzheizung finden sich hier nicht. Auch keine der Plexiglashauben, die moderne Sesselliftanlagen sonst ummanteln und die darin sitzenden Skifahrer vor der Witterung am Berg beschützen. Hier ist es noch rau, ursprünglich, so wie Skifahren früher einmal war. Fast nostalgisch.

Skigebiet oder Freizeitpark

Wo ich mich befinde? Das tut eigentlich nichts zur Sache. Der Sessellift steht für die kleinen Skigebiete. Für die, die in den letzten Jahren den großen Verbünden weichen mussten und die den Schneemangel fürchten müssen. Die Gebiete mit vielleicht 30 Pistenkilometern, fünf Liftanlagen, davon drei Schlepplifte und womöglich noch ein Tellerlift, sowie ein bis zwei Hütten. Die Gebiete, in denen die meisten von uns Skifahren gelernt haben. Denn sie sind es doch, die Skifahren ausmachen. Für mich war es als Kind das Größte, mit meinem Papa freitags nach der Schule oder am Wochenende in die Allgäuer Alpen zu fahren und noch ein paar Stunden Ski zu fahren. Da war es egal, dass man den ganzen Tag die gleichen zwei Pisten gefahren ist, man war schließlich da um Ski zu fahren. Man hat an seiner Skitechnik gefeilt oder jede mehr oder weniger freie Fläche im Powder ausgenutzt. Dabei musste man sich auch nicht mit hunderten anderen Skifahrern um die besten Lines prügeln, die paar Locals konnten sich untereinander abstimmen. Der Sport an sich stand im Vordergrund und nicht die anderen Aktivitäten, die moderne Skigebiete heute sonst noch bieten müssen: Kunstausstellungen, Sterneküche, Konzerte, Gondelfrühstück oder Aussichtsplattformen. Nichts von alledem findet man in kleinen Skigebieten. Warum auch? Es ist ein Skigebiet. Kein Freizeitpark.

Natürlich haben große Gebiete auch Vorteile: Man hat eine riesige Auswahl an Abfahrten, Liften, Einkehrmöglichkeiten, Skikindergärten. Bequeme Lifte und geräumige Gondeln. Schnee selbst dann, wenn die Natur noch keinen geliefert hat. Doch große Skigebiete sind nicht mehr nur Skigebiete. Sie sind Freizeitparks, Naturgestalter und Geldmaschinen. Sie verkaufen den komplett fertigen Urlaub. Man muss sich nicht einmal mehr Sorgen um den Schnee machen oder dass man sich vielleicht in einer Umgebung aufhält, die für die meisten Menschen eher ungewöhnlich ist. Die Musik der Après-Skibars überschattet das Panorama und lässt die meisten vergessen, in was für einer unglaublichen Landschaft sie sich befinden. Robbie Williams auf über 2.000 Metern? Geht man deswegen Skifahren?

Die Freiheit der Dreistundenkarte

In den kleinen Skigebieten ist es noch ursprünglich. Häufig auch in Bezug auf das Equipment. Ihr sucht diesen einen Völkl-Ski, den ihr in den 1990ern unter den Füßen hattet? Seht ihr bestimmt vor euch in der Liftschlange stehen. Oder die pink-blaue uvex Brille, mit der damals jeder unterwegs war? Gibt es hier auch noch. Zwischendurch blitzen hin und wieder Freerider durch, mit modernen Freerideski und aktuellen Outfits. Skifahrer, die sich nur das teuerste vom teuersten kaufen und so mal locker 6000 Euro mit sich rumfahren? Sieht man in kleinen Skigebieten eigentlich nicht.

Und für mich immer noch einer der größten Vorteile: Hier gibt es Stundenkarten. Stundenkarten! Nicht wie oft in den großen Gebieten, wo Stundenkarten häufig nur zehn Euro weniger als die Tageskarte kosten oder ein kompliziertes Umrechnungssystem haben. Einfach eine Karte für drei Stunden? Gibt es nur in kleinen Skigebieten. Und ich liebe die Dreistundenkarte. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn man nur einen halben Tag zum Fahren Zeit hat, wenn das Wetter nicht ganz so passt oder man einfach nur ein bisschen Skifahren will. Das ist mein kleines Stück Freiheit, die mir ein großes Gebiet nicht erlaubt. Und natürlich ist es billiger und es geht sich auf dem Heimweg noch ein Eis aus.

Lisa Amenda

Zusammengefasst finde ich es in einem kleinen Skigebiet einfach entspannter. Familiärer. An den Liften muss man kaum anstehen. Auf dem Parkplatz reihen sich nicht Busreise an Busreise. Die Hütten sind keine riesigen Selbstbedienungsrestaurants. Und das Beste? Meistens kann man, bei ausreichend Schnee, grandios abseits fahren. Vielleicht muss man dazu kreativer sein. Sich seine Line selbst suchen, auch einmal die falsche Abzweigung im Wald nehmen, aber dafür findet man meist unverspurte Hänge, die man häufig noch ganz für sich allein hat. Und das ist doch dann auch das Abenteuer, von dem man am nächsten Tag erzählt.

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