Ganz ehrlich? Eigentlich war ich nie ein (Achtung, da ist es schon) großer Freund von übertriebenem gendern. Ich fühlte mich als Frau nicht missachtet, wenn beispielsweise im Studium Studenten statt StudentInnen in einem Dokument stand oder Skifahrer statt SkifahrerInnen in der Zeitung geschrieben wurde. Das war für mich kein Angriff gegen meine Person, mein Geschlecht oder sonst etwas. Meistens ist es doch auch einfach praktischer, das so zu schreiben. Ich wusste zwar, dass bis heute die Gleichstellung von Mann und Frau nicht so erfolgt ist, wie sie eigentlich sollte, aber ich persönlich war bis dahin nicht wirklich damit in Berührung gekommen.
Das erste Mal richtig ins Grübeln kam ich, als ich 2015 am Weißen Rausch in St. Anton am Arlberg teilnahm. Dass knapp 550 Teilnehmer zum Start in kleinere Startgruppen aufgeteilt werden müssen, ist mir mehr als klar. Nicht so klar ist mir, warum es knapp fünf Startblöcke für Männer gibt und die Starterinnen in eine Gruppe namens „Frauen, Snowboarder und Exoten“ gesteckt werden. In meiner ganzen sportlichen Laufbahn war das der erste Moment, in dem ich mich bewusst diskriminiert gefühlt habe. Was soll das sein, „Exoten“? Die Frage wurde mir an der Startlinie beantwortet: ich stand zwischen einem Herrn im Teddybärkostüm und einem Yeti. Das war es also? Als Frau in einem Massenstartrennen wird man mit Fabelwesen gleichgestellt?
Leichter, komfortabler, aber dafür in rosa
Dass Frauen seit jeher im Outdoorsport, vor allem wenn es um spezifische Frauenprodukte und das Konsumverhalten geht, differenziert betrachtet werden, ist bekannt. Das beste Beispiel sind da wohl Frauenski und –skischuhe: Gerne kommen hier Schlagwörter wie Leichtigkeit, Komfort und Wärme ins Spiel. Und ich weiß, wovon ich rede - als Verkaufsargument habe ich sie leider selbst schon benutzt. Aber schauen wir uns die Begriffe doch einmal genauer an: Leichtigkeit? Kann im besten Fall bedeuten, dass der Ski so gebaut ist, dass er auf leichte Materialien setzt, die viel zitierte Performance aber bitte nicht vernachlässigt. Bei Frauenski? Wird leider häufig nur auf Leichtigkeit gesetzt, Stabilität gibts ja in den Unisex-Modellen. Bei einer Körpergröße von 1,78 Meter habe ich mich noch nie viel mit Frauenski beschäftigt. In dieser Größe gibt es sie eh nie. Deswegen bleibt mir meist nur der Blick auf die frauenspezifischen Designs, während ich zum Unisex-Modell greife.
Kommen wir zu den Skischuhen. Komfort und Wärme finde ich hier interessante Begriffe und ganz ehrlich, die sind mir bei meinen eigenen leider völlig fremd. Als ehemalige Rennläuferin waren Skischuhe bei mir noch nie bequem und warm eigentlich auch nicht. Hinzu kommt, um nochmal auf meine Körpergröße zurück zu kommen, dass der Schaft von Damenskischuhen häufig kürzer geschnitten ist. Macht bei einer geringeren Körpergröße auch Sinn. Bei mir allerdings weniger, obwohl mir emsige Verkäufer auch schon solche Modelle andrehen wollten, der tiefere Schaft sei ja anscheinend etwas für die kürzeren Frauenbeine und so viel leichter zu fahren. Und nochmal: Ich bin 1,78 Meter groß, habe ziemlich lange Beine und stand in diesem Moment gerade persönlich vor dem zitierten Verkäufer.