Open-Faces final in Obergurgl/Hochgurgl

Am letzten Märzwochenende des Winters 2014 war das Skigebiet Obergurgl/Hochgurgl der Schauplatz eines der beeindruckendsten und am besten organisierten Freeride-Contests, den wir je gesehen haben. 

Der bisher schon erfolgreichen Contest-Saison (trotz dem wenigen Schnee in den Nordalpen) einen würdigen Abschluss zu verleihen, das war das Ziel der Open-Faces Crew – ein guter Plan, – mit sehr zufriedenstellendem Ergebnis.

Über 60 Athleten aus 13 Nationen hatten sich für dieses prestigeträchtige FWQ 4* Event in der Nähe der Hohe Mut Bahn in Obergurgl angemeldet. Für einige Teilnehmer ging es um sehr viel: nämlich um die endgültige Qualifikation für die Freeride World Tour 2014/15. 

Ausgangslage

Schon bei der Akkreditierung am Freitagmorgen im Dorf wurde uns klar, dass dies kein gewöhnlicher Wettbewerb werden würde. Alles war perfekt durchorganisiert und den Ridern wurde viel geboten. Um 13 Uhr gab es dann das erste verpflichtende Riders-Meeting oben am Berg mit bester Aussicht auf das Contestface und man merkte schnell, dass man dieses genau unter die Lupe nehmen musste. Spätestens als Chris Fuschelberger als Vorläufer startete, wurden allen bewusst, wie ausgesetzt das Face und wie groß manche Cliffs sind. Das Contestface war mit Abstand das anspruchsvollste der Saison.

Am Freitag Abend gab es die Startnummer-Verlosung, was immer eine spannende Geschichte ist, da man je nach Höhe der Nummer sich eine gewisse Taktik bei der Auswahl der Abfahrtslinie zurecht legen muss. Anschließend ging es geschlossen mit der Festkogelbahn hoch zu einer Hütte, wo wir bei sehr angenehmer Stimmung das Riders-Dinner genießen konnten.

Danach fielen wir früh ins Bett, da wir für den nächsten Tag fit sein wollten.

„Comp. is on“

Ebenso früh gings am nächsten Morgen wieder aus dem Bett, kurz gefrühstückt und schon ab in die erste Bahn. Somit blieb noch genügend Zeit oben in der Contest-Area, um die ausgewählten Lines ein letztes Mal hoch konzentriert zu betrachten und ihnen den letzten Feinschliff zu verpassen.

Der Start war für 10:30 angesetzt – der Hike zum Startplatz dauerte ca. eine Stunde.

Den meisten Teilnehmern merkte man die Anspannung des bevorstehenden Wettbewerbs an. Da das Gelände sehr steil war, würden Stürze hier möglicherweise ernste Konsequenzen mit sich bringen. Entsprechend konzentriert musste man also an die Abfahrt gehen.

Mit dem ersten Rider, Jordan Bricheux aus Frankreich startete der Contest und der Zuschauerbereich war bereits prall gefüllt.

Aufgrund meiner (Jochen) sehr hohen Startnummer konnte ich den ersten Athleten noch zusehen und mir wurde abermals bewusst, dass dieser Wettbwerb ein sehr spannender Contest in einem ausgesetzten, interessanten Face werden würde.

Mit einer Videowall, Soundsystem und perfekter Moderation seitens der Open-Faces-Crew wurde den zahlreichen Zuschauern hier einiges geboten – auch an dieser Stelle nochmals ein Dankeschön an die geniale Organisation. 

Sensations-Run von Fabian Lentsch | Die Ergebnisse…

Für einige Rider ging es um den Einzug in die Freeride World Tour des kommenden Winters und auch um die letzten Punkte für den Titel des Austrian Freeride Masters. Dementsprechend konnte man sich auf eine Show der Superlative freuen.  Aber, um das gleich vorweg zu nehmen, was der aus Völs stammende Fabian Lentsch zeigte, haben wir bei einem Contest noch nie zuvor gesehen!

Fabian Lentsch winner run 4* FWQ Obergurgl 2014 from Fabian Lentsch on Vimeo.

Die Zuschauer und die Rider, die sich bereits in der Public Area eingefunden hatten, wurden Zeugen, was anschließend von vielen als „der beste Contestrun aller Zeiten“ betitelt wurde. Durch seine flüssigen, kreative Line mit riesigen Cliffs wirkte es so, als würde Fabi mehr Zeit in der Luft als auf dem Boden zu verbringen und er konnte sich verdient über den Sieg freuen. Somit sieht es auch sehr gut mit der Qualifikation für die kommende FWT-Saison aus. (Jordan Bricheux (FRA) und Ivan Malakhov (RUS) müssten beim letzten Qualifier in den USA beide auf das Podium kommen, um Fabi noch zu gefärden).

 Den zweiten Rang belegte der Franzose Leo Slemett, mit einem ebenfalls super flüssigen Run inklusive einem großen 360er und einiges an Airtime. Leo ist bereits fix für die World Tour 2014/15 qualifiziert und war sichtlich happy über den gelungene Saisonabschluss und dem Style King Award als Bonus.

Auf dem dritten Platz landete ebenfalls ein Local: Raphael Webhofer wählte eine technische Line kombiniert mit einem Handrag 360er im ausgesetzten Gelände.

Snowboard Herren

Bei den Snowboardern durfte sich ebenfalls ein Innsbrucker über den Sieg freuen. Alexander Hoffmann beendete eine starke Saison mit einem Knaller: eine kreative, technisch schwierige Line mit einigen hohen Sprüngen ließ ihn ganz oben am Podium stehen. Gratuliere!

Zweiter wurde der Deutsche Johannes Schnitzer. Er konnte die Judges mit einer ebenso schnellen wie kreativen Line in der Mitte des Faces überzeugen. Souverän auf Platz drei kam der Holländer Irian van Helfteren. Er wagte sich in den steilen, felsdurchsetzten rechten Teil des Faces und wurde durch seine kreative und flüssige Line mit einer hohen Punktzahl belohnt.

Der Favorit Flo Orley war aufgrund einer Erkrankung etwas geschwächt, verpasste das Podium aber nur knapp und wurde Vierter. Austrian Freeride Meister darf er sich aber trotzdem nennen.

Ski Damen

Bei den Ski Damen möchten wir zu erst einmal der Innsbruckerin/Saalbacherin Sabine Schipflinger gratulieren. Sie hat sich mit einem vierten Platz in Obergurgl ebenfalls den Titel der Austrian Freeride Meisterin gesichert! Ganz oben in Obergurgl stand aber eine andere, Ashley Maxfield aus den USA konnte die Judges mit ihrer Line im steilen, linken Teil des Faces auch durch ihr geniales Entry überzeugen.

Die restlichen Podiumsplätze holten sich die beiden Italienerinnen Silvia Moser und Arianna Tricomi mit knappen Abstand zur Gewinnerin.

Snowboard Damen
Manuela Mandl konnte die Judges bei den Snowboarderinnen für sich gewinnen und zeigte eine flüssige Line inklusive guter Sprünge. Dadurch gehört ihr nun auch der Gesamtsieg in der Austrian Freeride Series vor Liz Kristoferitsch, die in Obergurgl mit dem dritten Platz ebenfalls aufs Podium fuhr.  Die Finnin Liisa Korpela komplettierte das Podium mit Platz zwei.

FAZIT

Ein Face, das wie gemacht für das Finale der europäischen Freeride World Qualifiers war und eine super durchorganisierte Veranstaltung machten das Wochenende in Obergurgl zu einem riesigen Erfolg.

Noch dazu gab's perfekte Schneebedingungen, trotz des schneearmen Nordalpen-Winters und perfektes Wetter, sodass die Rider und Zuschauer einen tollen Tag erleben konnten.

Jochen musste – verletzungsbedingt – eine Sicherheitsline wählen und wurde Zehnter, Julian verlor durch einen versteckten Stein leider einen Ski! Dennoch sind wir umso motivierter für nächste Saison und freuen uns auf die zweite Auflage des FWQ-Wettbewerbs in Obergurgl/Hochgurgl.

Genial!

Jochen Mesle und Julian Zenzmeier