Nachdem die Freeride World Tour nun 2 Jahre in Folge ihren Österreich-Stopp wegen schlechter Schneebedingungen nicht in Fieberbrunn abhalten konnte, schien nach der Verschiebung vom geplanten Contesttag Sonntag auf den Mittwoch alles angerichtet. Bei strahlendem Sonnenschein und in den Neuschnee der letzten Tage eingehüllt, zeigte sich der Wildeseeloder auf den ersten Blick von seiner schönsten Seite. Am Weg auf den Berg wurde aber schnell klar, dass der Wind ganze Arbeit geleistet hatte. Die Fahnen in der gut besuchten Viewing Area wehten während des gesamten Contests in einer steifen Brise. Auch im Face war an den flächendeckenden Windzeichen gut erkennbar, dass der Wind genügend Schnee verfrachtet hatte um heikle Triebschneepakete aufzubauen. Bei den ersten Vorläufern wurde dann auch deutlich, dass genau diese Pakete durch die Zusatzbelastung eines Skifahrers ausgelöst werden können. Der aus der Junior Serie kommende Neuseeländer Craig Murray und die Tiroler Freeride Legende Matthias "Hauni" Haunolder lösten während ihrer Runs an mehreren Stellen Schneebretter aus. Trotzdem startete der Contest mit den Ski Damen wie geplant.
Ski Women
Als Erste ging die zweifache Weltmeisterin Nadine Wallner aus Österreich an den Start. Sie wählte eine Linie im etwas schneeärmeren linken Teil des Face. Dabei löste sie in steilem Gelände ein mittelgroßes Schneebrett aus und blieb offensichtlich erschrocken kurz stehen. Hazel Birnbaum (USA) ging als Zweite an den Start. Sie löste oberhalb einer Rinne ein Schneebrett aus und fuhr einige Schwünge später leider in diese Rinne ein und wurde vom Schnee mitgerissen. Sie verlor beide Ski und wurde unverletzt vom Heli geborgen. Nach diesen Schrecksekunden brach die Rennleitung den Bewerb vorerst ab, um den Hang nochmals sichern zu lassen, es wurden also Schneebretter bewusst ausgelöst, sodass diese für die FahrerInnen später keine Gefahr mehr darstellten.
Etwas befremdend waren die Aussagen der Kommentatorren vor Ort und im Live Stream, die alle durchgehend von Sluff und nie von Schneebrettern sprachen. Bei allen vier RiderInnen vor dem Abbruch waren klar Schneebretter zu erkennen (Anrisskante, Schollen, etc.), dennoch wurde immer nur von Sluff, mit dem im Freeridesport umgegangen werden muss, gesprochen. Basierend auf ihren Erfahrungen und ihrem Ansehen im Sport wird den beiden Fachkommentatoren Martin "McFly" Winkler und Matthias "Hauni" Haunolder auch bewusst gewesen sein, dass es sich hier in den meisten Fällen um Schneebretter gehandelt hat. Daher sorgte die tendenziell verharmlosende Wortwahl umso mehr für Verwunderung und Kritik. Es gab Spekulationen, es könnte von der Veranstalterseite gewisse Vorgaben die Kommentare betreffend gegeben haben, was aber nicht bestätigt werden konnte. Als der Contest dann nach ca. 30 Minuten wieder gestartet wurde, zeigten die Damen, von ihrem etwas niedriger gelegenen Start, ansprechende Läufe.
Durchsetzen konnte sich am Schluss die Italienerin Ariana Tricomi, die in ihrer ersten Saison somit auch ihren ersten Sieg einfahren konnte. Sie überzeugte die Judges vor allem mit der Flüssigkeit ihres Laufs, in den sie nach einem technischen Teil noch viele Sprünge einbaute. Zweite wurde Nadine Wallner, die nach dem Neustart des Bewerbs einen kühlen Kopf behielt und mit starker Technik und einem schnellen Run auf den zweiten Platz fuhr. Das Podest der Damen ergänzte ebenfalls eine Newcomerin auf der Tour: Lauren Cameron (CAN) holte sich mit 78,33 Punkten vor Lorraine Huber aus Lech am Arlberg (AUT) den dritten Platz und sicherte sich damit auch ihr Ticket für Alaska. Die aktuell Führende der Gesamtwertung Eva Walkner aus Salzburg zeigte in ihrem Run einen sehr hohen Sprung, den sie aber nur mit einem Backslap (Landung mit starker Rücklage) landete. Trotz des zehnten Platzes bleibt Eva aber in der Gesamtwertung in Führung.