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Events

Eventreport | FWT Fieberbrunn 2016

Tagessiege, Startplätze in Alaska und geplatzte Träume für die Saison 2017

10.03.2016 von Lukas Zögernitz
Bei strahlendem Sonnenschein wurden nach 2 jähriger Pause am legendären Compface Wildseeloder, Tagessiege, die Tickets für den vierten Stopp der FWT in Alaska und die Startplätze für die FWT 2017 vergeben. Bei schwierigen Bedingungen im Face zeigten viele RiderInnen großartige Leistungen. Die Veranstaltung in den Tiroler Alpen war trotz Verschiebung auf Mittwoch gut besucht.

Nachdem die Freeride World Tour nun 2 Jahre in Folge ihren Österreich-Stopp wegen schlechter Schneebedingungen nicht in Fieberbrunn abhalten konnte, schien nach der Verschiebung vom geplanten Contesttag Sonntag auf den Mittwoch alles angerichtet. Bei strahlendem Sonnenschein und in den Neuschnee der letzten Tage eingehüllt, zeigte sich der Wildeseeloder auf den ersten Blick von seiner schönsten Seite. Am Weg auf den Berg wurde aber schnell klar, dass der Wind ganze Arbeit geleistet hatte. Die Fahnen in der gut besuchten Viewing Area wehten während des gesamten Contests in einer steifen Brise. Auch im Face war an den flächendeckenden Windzeichen gut erkennbar, dass der Wind genügend Schnee verfrachtet hatte um heikle Triebschneepakete aufzubauen. Bei den ersten Vorläufern wurde dann auch deutlich, dass genau diese Pakete durch die Zusatzbelastung eines Skifahrers ausgelöst werden können. Der aus der Junior Serie kommende Neuseeländer Craig Murray und die Tiroler Freeride Legende Matthias "Hauni" Haunolder lösten während ihrer Runs an mehreren Stellen Schneebretter aus. Trotzdem startete der Contest mit den Ski Damen wie geplant.

Ski Women

Als Erste ging die zweifache Weltmeisterin Nadine Wallner aus Österreich an den Start. Sie wählte eine Linie im etwas schneeärmeren linken Teil des Face. Dabei löste sie in steilem Gelände ein mittelgroßes Schneebrett aus und blieb offensichtlich erschrocken kurz stehen. Hazel Birnbaum (USA) ging als Zweite an den Start. Sie löste oberhalb einer Rinne ein Schneebrett aus und fuhr einige Schwünge später leider in diese Rinne ein und wurde vom Schnee mitgerissen. Sie verlor beide Ski und wurde unverletzt vom Heli geborgen. Nach diesen Schrecksekunden brach die Rennleitung den Bewerb vorerst ab, um den Hang nochmals sichern zu lassen, es wurden also Schneebretter bewusst ausgelöst, sodass diese für die FahrerInnen später keine Gefahr mehr darstellten.

Etwas befremdend waren die Aussagen der Kommentatorren vor Ort und im Live Stream, die alle durchgehend von Sluff und nie von Schneebrettern sprachen. Bei allen vier RiderInnen vor dem Abbruch waren klar Schneebretter zu erkennen (Anrisskante, Schollen, etc.), dennoch wurde immer nur von Sluff, mit dem im Freeridesport umgegangen werden muss, gesprochen. Basierend auf ihren Erfahrungen und ihrem Ansehen im Sport wird den beiden Fachkommentatoren Martin "McFly" Winkler und Matthias "Hauni" Haunolder auch bewusst gewesen sein, dass es sich hier in den meisten Fällen um Schneebretter gehandelt hat. Daher sorgte die tendenziell verharmlosende Wortwahl umso mehr für Verwunderung und Kritik. Es gab Spekulationen, es könnte von der Veranstalterseite gewisse Vorgaben die Kommentare betreffend gegeben haben, was aber nicht bestätigt werden konnte. Als der Contest dann nach ca. 30 Minuten wieder gestartet wurde, zeigten die Damen, von ihrem etwas niedriger gelegenen Start, ansprechende Läufe.

Durchsetzen konnte sich am Schluss die Italienerin Ariana Tricomi, die in ihrer ersten Saison somit auch ihren ersten Sieg einfahren konnte. Sie überzeugte die Judges vor allem mit der Flüssigkeit ihres Laufs, in den sie nach einem technischen Teil noch viele Sprünge einbaute. Zweite wurde Nadine Wallner, die nach dem Neustart des Bewerbs einen kühlen Kopf behielt und mit starker Technik und einem schnellen Run auf den zweiten Platz fuhr. Das Podest der Damen ergänzte ebenfalls eine Newcomerin auf der Tour: Lauren Cameron (CAN) holte sich mit 78,33 Punkten vor Lorraine Huber aus Lech am Arlberg (AUT) den dritten Platz und sicherte sich damit auch ihr Ticket für Alaska. Die aktuell Führende der Gesamtwertung Eva Walkner aus Salzburg zeigte in ihrem Run einen sehr hohen Sprung, den sie aber nur mit einem Backslap (Landung mit starker Rücklage) landete. Trotz des zehnten Platzes bleibt Eva aber in der Gesamtwertung in Führung.

Snowboard Women

Den Sieg bei den Snowboard Damen holte die Französin Elodie Mouthon (FRA) vor Anne-Flore Marxer (SUI). Auf dem dritten Platz landete Marion Haerty. Damit schaffte die Französin in ihrer Premierensaison auch den dritten Podiumsplatz in Folge. Alle Runs des Damen Podiums waren verspielt und flüssig. Bertrand Dervaud (FWT Headjudge) bezeichnete die Runs in einem Interview nicht unpassend als "Fun Lines". Die technische und potentiell höchst bewertete Line fuhr Estelle Balet (SUI). Die aktuell Führende der Gesamtwertung stürzte jedoch und konnte so das Ergebnis nicht mehr verändern

Ski Men

Bei den Ski Herren zeigte sich schnell, dass der Großteil der Fahrer eine Linie im rechten Teil des Face wählen würde. Nach einem Drop über das sogenannte Hollywood Cliff im extrem steilen oberen Bereich des Hangs

zogen viele Fahrer weiter nach rechts um einen weiteren Sprung über ein breites Cliffband einzubauen, bevor sie im etwas verspielteren letzten Teil des Face noch einige Tricks zeigten. Der in den beiden letzten Bewerben gestürzte Dennis Risvoll (NOR) riskierte voll um seine Chance auf ein Ticket nach Alaska noch zu wahren und zeigte in seinem Run einen hohen Cliffdrop und zwei Backflips und holte damit den Sieg. Loïc Collomb-Patton (FRA), der ehemalige Weltmeister, zeigte im mittleren Teil eine kreative Linie und konnte neben einigen anderen Drops noch einen 360er in seinen Run einbauen und wurde damit Zweiter. Dritter wurde Felix Wiemers (GER), der nach schlechteren Platzierungen in den ersten Stopps damit seinen Startplatz in Alaska und der Saison 2017 sicherte. Er zeigte 2 Backflips, einen davon in technisch sehr anspruchsvollem Gelände und erreichte damit 89,66 Punkte. Viele der Ski Herren, die sich im linken Bereich des Face versuchten, wurden Opfer von den dort deutlich schlechteren Schneeverhältnissen.

Snowboard Men

Sammy Luebke (USA) konnte in Fieberbrunn seinen Erfolg aus Chamonix wiederholen.

Er zeigte einen Ausnahmelauf, in dem er als einziger Snowboarder das Hollywood Cliff stand und fuhr als Erster eine Linie im rechten unteren Bereich des Face, in die er einen stylischen Backside Air, einen 360er und viele schön anzusehende Powder Turns einbaute. Mit deutlichem Abstand wurde Jonathan Penfield (ebenfalls USA) mit 82,33 Punkten Zweiter. Komplettiert wurde das komplett amerikanische Podium durch Christopher Galvin (USA). Leider gestürzt ist Johannes Schnitzer (GER), der sich damit bedauerlicherweise nicht für die Saison 2017 qualifiziert hat. Überschattet wurde die Snowboard Men Kategorie vom Sturz von Sascha Hamm, der im oberen, technischen Teil des Face stürzte und sich dabei einige Knochenbrüche zu zog. Sehr erfreulich war die schnelle Versorgung von Sascha im Face. Ein Arzt war in wenigen Sekunden bei ihm und der Helikopter brauchte ebenfalls nur wenige Minuten um ihn zu versorgen.


Beim abendlichen Bier war dann aber nicht der Contest selbst, sondern die Gesamtwertung das Thema. Da sich die FWT in der nächsten Saison verkleinern wird und damit weniger RiderInnen dabei sein werden, ist der Cut in diesem Jahr besonders hart und viele große Namen, die von der Freeride World Tour nur mehr schwer weg zu denken sind, werden im nächsten Jahr (sollten sie sich nicht noch über die Qualifier Serie qualifizieren) nicht mehr am Start sein. Einer der Rider ging so gar so weit zu sagen, dass die FWT nach dem Stopp in Fieberbrunn 2016 nicht mehr die selbe sein wird. Bei den Ski Damen fielen zum Beispiel Chrisitine Hargin (SWE) und Loraine Huber dem strengen Cut zum Opfer. Bei den Herren sind die Namen noch klingender: Anwärter auf den Gesamtsieg aus vergangenen Saisonen wie Sam Smoothie (NZL) und Samuel Anthamatten (CH) (beide Ski Men) sowie bei den Snowboard Men unter anderem Emelien Badoux (FRA) und Jonathan Charlet (FRA) werden ohne Wildcard in 2017 voraussichtlich nicht am Start sein.

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