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An interview with freerider Sonja Lercher

Gypsy life in deep snow

by Johanna Stöckl 03/06/2013
Interview Sonja Lercher

Interview with Sonja Lercher

Sonja Lercher
She has been skiing for as long as she can remember. She skied her first races at the age of six. She later turned her back on alpine ski racing. But she remained true to her passion for skiing. As one of the best freeriders in the world, Sonja Lercher competes in the Freeride World Tour (FWT). The 33-year-old appears for an interview at the International Sports Fair in Munich on crutches after a fall. At the tour stop in Chamonix, the Munich native broke her tibia during a competition. A conversation about forced breaks, backflips, avalanches, tattoos and why trees bring independence into her life.

Auf Skiern steht sie seit sie denken kann. Im Alter von sechs Jahren fährt sie erste Skirennen. Später kehrt sie dem alpinen Skirennsport den Rücken. Ihrer Leidenschaft, dem Skifahren, aber bleibt sie treu. Als eine der besten Freeriderinnen der Welt startet Sonja Lercher bei der Freeride World Tour (FWT). Zum Interviewtermin auf der Internationalen Sportmesse in München erscheint die 33-Jährige nach einem Sturz auf Krücken. Beim Tourstopp in Chamonix hat sich die gebürtige Münchnerin im Wettkampf den Schienbeinkopf gebrochen. Ein Gespräch über Zwangspausen, Backflips, Lawinen, Tattoos und warum Bäume Unabhängigkeit in ihr Leben bringen.  Johanna: Bist du mit Ski auf die Welt gekommen?
Sonja: (Lacht) So ähnlich. Meine Mutter war Skilehrerin und hat mich an meinem ersten Geburtstag auf Plastikski gestellt. Mit drei Jahren konnte ich im Skiurlaub in der Schweiz bereits gut hinter meiner Mama herfahren. Johanna: Bist du auch Skirennen gefahren?
Sonja: Bis zu meinem 18. Lebensjahr war ich Mitglied des deutschen C-Kaders und bin viele Skirennen gefahren. Im Winter war ich dreimal pro Woche nach der Schule zum Training in Garmisch. Johanna: Klingt nach einer anstrengenden Kindheit und Jugend.
Sonja: Die Zeit war hart, aber auch schön. Bereits als Teenager habe ich über meine Reisen viel von der Welt gesehen. Allerdings kam die Schule zu kurz. Ich musste die 7. und 8. Klasse wiederholen. Innerhalb des Kaders herrschte große Konkurrenz. Wir unterlagen einem hohen Leistungsdruck. Hattest du einmal eine schlechte Saison, warst du gleich weg vom Fenster. Der Druck hat mir den Spaß am Skifahren geraubt. Johanna: Heute bestreitest du wieder Wettkämpfe. Herrscht denn weniger Druck unter Freeridern?
Sonja: Auf der Freeride World Tour bin ich mit allen Mitstreitern befreundet. Wir sind eine große Familie und unterstützen uns gegenseitig. Freilich sind wir auch Konkurrenten, aber nur für ein paar Minuten während des Wettkampfes. Uns verbindet die Freude am Skifahren. Johanna: Wie ging es mit Sonja nach dem Skirennsport weiter?
Sonja: Weil ich dachte, es wäre an der Zeit ein seriöses Leben zu führen, tauschte ich die Skiklamotten gegen ein Kostüm und begann eine Hotelfach-Ausbildung in Wien. Das ging aber nicht lange gut. Johanna: Warum?
Sonja: Dieses nine-to-five-Leben war nichts für mich. Ich verdiente mein Geld dann als Fahrradkurier und arbeitete abends im Pub. Dort lernte ich ein Mädel kennen, die nach Australien auswandern wollte. Das fand ich toll und begleitete sie spontan. Sechs Monate tingelten wir gemeinsam durch Australien. Auf dieser Reise lernte ich meinen Freund kennen und zog zu ihm nach Kanada. Dort schnallte ich natürlich die Ski wieder an. Es ging gleich ins Gelände. So oft es ging waren wir beim Freeriden. Johanna: Inwieweit ist deine Vergangenheit als Skirennläuferin ein Vorteil beim Freeriden?
Sonja: Meine saubere Technik hilft mir natürlich auch im Gelände. Johanna: Baust du in deine Runs Sprünge ein?
Sonja: Durchaus. Aber im Wettkampf ist mir ein Backflip noch zu riskant. Wir dürfen auf der Freeride World Tour die Faces ja nur über ein Fernglas studieren. Wenn ich Sprünge einbaue, möchte ich vorher aber genau wissen, wie der Take Off ist, die Landesituation, die Schneebeschaffenheit? Liegen Steine rum, an denen ich mich verletzen könnte? Aber grundsätzlich springe ich gerne. Johanna: Wie lernt man so einen Backflip eigentlich?
Sonja: In Wien war ich einem Freestyle Club beigetreten und habe auf einer Wasserrampe Backflips und Lincoln Loops geübt.

Interview Sonja Lercher

Johanna: Seit wann nimmst du an Freeride Wettkämpfen teil?
Sonja: Freunde haben mich dazu überredet. Sie meinten, ich hätte Chancen. Seit 2005 bestreite ich Freeride Rennen. Die letzten Jahre nahm ich erfolgreich an der Freeskiing World Tour teil, dem amerikanischen Pendant zur europäischen Freeride World Tour. Johanna: Erfolgreich heißt?
Sonja: Zahlreiche Top Five Platzierungen, Champion in Kirkwood und in der FWT Gesamtwertung war ich 2009 zweite und 2012 auf Platz vier. Johanna: Seit diesem Winter gibt es eine vereinigte World-Tour, treten also die besten Freerider aus Nord- und Südamerika, sowie die besten Europäer in einer gemeinsamen Serie an. Gefällt euch diese Vereinigung?
Sonja: Und wie! Früher standen die beiden Serien, die Freeskiing World Tour und die Freeride World Tour, in Konkurrenz zueinander. Jede Tour versuchte besser zu sein als die andere. Wir Athleten genießen die Fusion sehr. Das Starterfeld ist jetzt international. Auch steht der vereinigten World Tour nun etwas mehr Budget zur Verfügung. Davon profitieren wir Sportler natürlich. Johanna: Inwiefern?
Sonja: Die Unterkünfte und die Verpflegung während der Wettkämpfe werden uns gestellt, auch die Lifttickets. Wir müssen nur noch die Reisekosten selbst tragen. Johanna: Nun hast du dir beim zweiten Tourstopp der FWT in Chamonix den Schienbeinkopf nach einem Sturz im Wettkampf gebrochen. Wie bitter ist das?Sonja: Sehr, sehr bitter. Ich hatte mich so auf die Tour gefreut. Ich bin aber zuversichtlich, was die Zukunft betrifft. Mal sehen, vielleicht kann ich ja Mitte April in Snowbird bereits bei einem Qualifier Wettbewerb starten. Für die kommende Saison hoffe ich sehr, eine Verletzten-Wildcard für die Freeride World Tour zu ergattern. Ich werde hart für mein Comeback trainieren. Johanna: Lebst du als Profi ausschließlich vom Freeriden?
Sonja: Es gibt ein paar Freerider, die ausschließlich vom Sport leben, aber ich kann das nicht, obwohl ich auch einige Sponsoren habe. Nach wie vor gehe ich während der Sommermonate Bäume pflanzen. Im Norden von British Columbia leben wir in der Nähe von Smithers drei Monate lang im Busch. Der Job ist hart, aber gut bezahlt. Ich bleibe körperlich fit und bin viel draußen. Johanna: Keine gut bezahlten Werbeshootings, keine dicken Sponsorenverträge?
Sonja: Das Bäumepflanzen macht mich unabhängig von Sponsoren. Ich verdiene in drei Monaten so viel Geld, dass ich neun Monate keinem festen Job nachgehen muss. Kostspielige Ski- und Trainingsreisen im Herbst kann ich aus eigener Tasche finanzieren. Johanna: Miniappartement oder WG? Wie wohnt Sonja Lercher?Sonja: Ich habe ein Haus mit mehreren Zimmern in Whistler gemietet. Dort lebe ich mit vier Freunden. Unser Leben ist einfach, aber gut. Wir brauchen nicht viel.
  Johanna: Snow is only frozen water. Kannst du Surfen?
Sonja: Vor ein paar Jahren habe ich etliche Monate im Sommer in Sardinien gelebt und dort in einer Kiteschule gearbeitet. Mein Vater ist nämlich Italiener. Dort habe ich dann das Kitesurfen gelernt. Johanna: Deine bisher heftigsten Verletzungen?
Sonja: Zweimal Kreuzbandriss, beide Sprunggelenke gebrochen, Schulterblatt zertrümmert, Schlüsselbein gebrochen, Gehirnerschütterungen, diverse Wirbelbrüche. Jetzt der Schienbeinkopf. Johanna: Als Freerider muss man also hart im Nehmen sein?
Sonja: Verletzungen gehören in unserem Sport dazu. Auf diese – zugegeben unsanfte – Art und Weise bekommt man Zwangspausen verordnet. Denn man darf das viele Reisen nicht unterschätzen. Unser Zigeunerleben ist aufregend, aber auch ziemlich anstrengend. Johanna: Party oder Pause? Wie pfleglich gehst du mit deinem Körper um?
Sonja: Je älter du wirst, umso weniger entsprichst du dem Image des coolen Freeriders, der tagsüber beim Powdern ist und abends Party macht. Ich achte sehr auf meinen Körper, ernähre mich gesund und trainiere viel. Wäre ich nicht fit, hätte mein Sturz in Chamonix schlimmere Folgen gehabt. Um meine Batterien aufzuladen, lege ich immer wieder Pausen ein, die ich zu Hause in Whistler in meinem gewohnten Umfeld verbringe. Letztes Jahr reiste ich zwei Monate am Stück von einem Wettkampf zum nächsten. Das geht an die Substanz. Außerdem wartet Morris auf mich zu Hause. Johanna: Dein neuer Freund?
Sonja: (Lacht) Mein acht Jahre alter Labrador. Johanna: Was sagen deine Sponsoren zur Verletzung?
Sonja: Sie unterstützen mich. Ich bin erstaunt, begeistert und erleichtert zugleich, wie gut sie das nehmen. Alle sagen: „Erhol dich Sonja, nimm dir deine Zeit und komme zurück, wenn du wieder fit bist!“ Johanna: Hast du 2010 die Olympischen Spiele in Vancouver/Whistler miterlebt?
Sonja: Ja natürlich! Im Village war während der Spiele die Hölle los, aber oben am Berg war keine Menschenseele. Tagsüber war ich beim Freeriden und abends habe ich drei Wochen lang im Österreicher Haus gearbeitet. Johanna: Glaubst du, dass Freeriden irgendwann olympisch wird?
Sonja: Unsere Wettbewerbe sind nicht gerade zuschauerfreundlich. Bei uns gewinnt ja nicht der Schnellste. Juroren entscheiden über Sieg und Niederlage. Insofern glaube ich nicht, dass unser Sport einmal olympisch wird. Olympische Spiele bedeuten Druck, Kommerz, viele Regeln und Normen. Ich persönlich kann darauf verzichten. Johanna: Stichwort Lawinen. Freeriden gilt als sehr gefährliche Sportart. Hast du bereits Freunde verloren?
Sonja: Jedes Jahr verlieren wir Freunde in Lawinen. Ich bin daher sehr vorsichtig in den Bergen. Wenn ich kein gutes Gefühl habe, verzichte auf einen Run oder bleibe auch mal zu Hause. Johanna: Selbst schon Erfahrungen mit Lawinen gemacht?
Sonja: Ja, die Lawine hat mich aber nicht verschüttet. Sie hat mich erfasst, aber ich konnte auf ihr fahren. Johanna: Was war das für ein Gefühl?
Sonja: Ich hatte Angst, blieb aber konzentriert. Johanna: Stimmt es, dass ihr in den Bergen hoch über Whistler eine Art Gedenkstätte für tote Skifahrer und Snowboarder gebaut habt?
Sonja: Wir haben eine Hütte gebaut. Wenn sich der Todestag eines Freundes jährt, treffen sich alle Freunde dort. Der gemeinsame Aufstieg ist ein Ritual. Wir verstreuen Rosenblätter im Schnee und sind in Gedanken bei denen, die nicht mehr unter uns sind. Bei aller Trauer, diese Rituale sind auch schön. Sie sind feierlich. Wir feiern das Leben. Und der Tod gehört dazu. Johanna: Du trägst ein Tattoo auf deinem Arm. Was bedeutet es?
Sonja: Auf meinen rechten Arm habe ich mir das Wort „Gratitude“, also Dankbarkeit tätowieren lassen. Und am Rücken drei Schneeflocken. Eine für Jim, eine für Chris und eine für John. Die drei sind vor einem Jahr in einer Lawine ums Leben gekommen. Johanna: Warum startest du auf der Freeride World Tour für Kanada?
Sonja: Ganz einfach weil ich seit 12 Jahren in Kanada lebe. Ich liebe dieses Land. Aber ich habe einen deutschen Pass. Meine Mutter lebt noch in Deutschland und einer meiner Sponsoren kommt auch aus Europa. Ich spiele mit dem Gedanken für Deutschland an den Start zu gehen. Am liebsten schon in der kommenden Saison. Ich bin schließlich Deutsche.  Das Interview führte Johanna Stöckl  

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