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adventure & travel

Uzbekistan | Part I

Heliboarding in Uzbekistan

by Jan Sallawitz 12/10/2008
A jet of fire hisses from the exhaust above the hatch and the turbine of the old MI-8 transport helicopter slowly starts to move. Driven by the flight officer's hop-hop-hop calls, we climb aboard at a run, past the dented external tanks, and squeeze into a row on the two benches inside.

Fauchend schießt ein Feuerstrahl aus dem Auspuff über der Einstiegsluke und die Turbine des alten MI-8-Transport-Hubschraubers setzt sich langsam in Bewegung. Von den Hop-Hop-Hop-Rufen des Flugoffiziers angetrieben besteigen wir im Laufschritt, an den zerbeulten Außentanks vorbei, die Maschine und quetschen uns in Reihe auf die beiden Bänke im Inneren.

Eigentlich ist hier Platz für 20 Soldaten

 aber mit einem großen Haufen Snowboard- und Skiausrüstung vor unseren Füßen sind die Verhältnisse für 17 Wintersportler etwas beengt. Der Lärm im Inneren ist Ohren betäubend und der Helikopter vibriert und zittert. Eine Unterhaltung ist unmöglich und so wechseln nur ein paar vielsagende und skeptische Blicke hin und her. Die zwei Piloten und der Bordtechniker im Cockpit scheinen eine Checkliste abzuarbeiten, denn der Hubschrauber schwankt erst nach links und rechts und dann nach vorne und hinten – immerhin die Lenkung funktioniert. Nun geht ein lautes Seufzen durch den Bereich, wo vermutlich die Turbine sitzt und der Lärm steigert sich zu einem Brüllen und das Vibrieren zu einem Schütteln. Anton und Boris, unsere Guides grinsen uns beruhigend und aufmunternd zu als unser Fluggerät mit einem ausladenden Rückwärtsschwenk nach vorne abkippt und sich dann in die Luft erhebt.

Zwei Tage zuvor starten wir mitten in der Nacht mit Aeroflot in Moskau. Unser Ziel ist Taschkent, die Hauptstadt von Usbekistan. Der schneearme Winter in den heimischen Alpen hat die Entscheidung, mit Usbekistan einmal eine ganz andere Region zum Snowboarden auszuprobieren, leicht gemacht. Alle sind hungrig nach frischem Pulverschnee und hoch motiviert. Und die Aussicht auf bezahlbares Heli-Boarden stimmt uns ausgesprochen fröhlich. Doch unsere freudigen Erwartungen riesige, unberührte Powderhänge zu zerpflügen, wie wir sie im Tienshan-Gebirge vorzufinden hoffen, werden durch die Zustände im Flieger bereits etwas gedämpft: Eine matronenhafte Stewardess, die eher nach einer strengen Gefängniswärterin aussieht, versucht nach dem Start noch eine Weile für Ordnung zu sorgen, gibt dann aber bald auf. Die überwiegend grobschlächtigen Männer in schwarzen Lederjacken sind einfach nicht davon abzubringen, auf ihren offenbar neuen Mobiltelefonen die beste Klingelmelodie in der höchsten Lautstärke zu suchen, um darauf hin sämtliche Familienmitglieder durch einen kurzen, aber heftigen Anruf darüber zu informieren – natürlich mit der Bitte sofort zurückzurufen, so dass auch der Kollege, vier Reihen weiter hinten, in den Genuss dieser digitalen Klänge kommt. Zufrieden machen sich dann einige auf den Weg zur Bord-Toilette um sich für diese technische Meisterleistung mit einer Zigarette zu belohnen – später wird es dort wohl zu eng oder zu ungemütlich und es wird ungeniert im Gang geraucht. Resigniert beschränken sich die Flugbegleiterinnen darauf, die wenigen sitzenden Fluggäste mit einem Essen zu versorgen, dessen Highlight eine vom Alter bereits gebogene, eingeschweißte Scheibe Graubrot und eine Schmelzkäse-Ecke ist.

Mit diesen Eindrücken in Kopf, Nase, Mund und Ohren bringen wir die stundenlangen Formalitäten am Einreiseschalter hinter uns – mittlerweile ist es vier Uhr morgens, und unsere Lust auf Pulverschnee der Sehnsucht nach einem gemachten Bett gewichen. Auf dem altersschwachen Bus, der uns ins Hotel bringen soll, prangt noch der Werbeaufdruck eines deutschen Skifahrten-Veranstalters. Das Schild in der Frontscheibe, das uns als Wrestling-Gruppe ausweist, ist uns mehr als recht. So wird wenigstens niemand auf die Idee kommen, uns heute Nacht noch aufzuhalten. Nach einer kurzen Nacht im Hotel wollen wir gleich am nächsten Tag die knapp fünfundsechzig Kilometer bis zum Tscharwak-Stausee am Fuße der Berge hinter uns bringen, wo sich die Hubschrauber-Basis befindet. Von hier aus werden wir uns auf die Suche nach dem usbekischen Powder begeben.  

Unser Guide Ramil, eigentlich Ingenieur für Wasserwirtschaft,

 ist eine Seele von einem Menschen. Er spricht nicht nur perfektes Englisch, sondern versucht uns jeden Wunsch von den Augen abzulesen und umgehend zu erfüllen. Sein Herzensanliegen ist es, dass sich die Gäste aus Deutschland wohl fühlen und ein möglichst gutes Bild von Usbekistan mit nach Hause zu nehmen. Er nutzt die mehrstündige Fahrt in die Berge, uns sein Land näher zu bringen. Egal worum es sich dreht, er scheint zu jedem Thema alles zu wissen. Ob zur Geschichte des Landes, Kultur oder Wirtschaft, Ramil hat die Fakten dazu - inklusive detaillierter Zahlen. Und er teilt sie uns gerne ausführlich mit. In den nächsten Tagen werden wir lernen, uns auf einen längeren Vortrag einzustellen, wenn der Satz: “Let me just tell you one sentence to this…“ über den Lautsprecher unsres Kleinbusses ertönt.

Je weiter wir uns von Taschkent entfernen, desto spärlicher wird der Verkehr. Die sehr gut ausgebaute Autobahn steht im völligen Kontrast zu den maroden Fabriken und Industrieanlagen an denen sie vorbei führt. Die Straße wird auch nur von ein paar vereinzelten Lastwagen und Pferdefuhrwerken genutzt. Ramils Monolog über die erstaunlichen Modernisierungssprünge und umweltschutztechnischen Errungenschaften der heimischen Chemie-Industrie – er deutet dabei weit ausladend über eine Industriebrache, wo aus verfallenen Schornsteinen dunkelviolette Rauchwolken aufsteigen – wird von einem der vielen Checkpoints unterbrochen. Warum denn hier alle paar Kilometer schwer bewaffnete Soldaten Kontrollen durchführen würden, beantwortet er uns bestechend plausibel: Da sich Usbekistan im Augenblick rasend schnell entwickele, sei davon auszugehen, dass auch der Straßenverkehr sprunghaft zunehmen würde. Und da dem Staat die Sicherheit im Straßenverkehr sehr am Herzen liege, bereite man sich frühzeitig darauf vor, um dies auch gewährleisten zu können. Wenn es denn soweit ist… Wir nicken verstehend und beobachten den Eselskarren vor uns, der im gemächlichen Schritttempo und leise quietschend den Posten passiert.

Das moderne Chorvoq Oromgohi Hotel,

 in dem wir für die kommenden Tage untergebracht sind besteht aus drei grünweißen Pyramiden-Gebäuden die an das Ufer des Sees geklotzt wurden. Sie passen hier ungefähr genau so gut in die Gegend wie wir mit unseren High-Tech-Snowboardausrüstungen. Ein paar Hundert Meter von den Häusern entfernt befindet sich der Heli-Port, von dem wir nun jeden Morgen aus zu unserem Tienshan-Powder-Abenteuer aufbrechen werden. Hauptsächlich wird von hier aus wird die „Bschem“-Gebirgskette angeflogen, die sich etwa eine halbe Flugstunde nordöstlich befindet und an Kirgisien angrenzt. Die Ausmaße der Berge sind gigantisch und die Möglichkeiten an Abfahrten unerschöpflich. Bis auf fast 4500 m kann uns der Heli hinaufbefördern und die Abholpunkte im Tal liegen meist auf 1500-2000 m, so dass man bei jeder Abfahrt auf eine stattliche Anzahl Höhenmeter kommt.

Beim ersten Anflug auf die Berge überwältigen uns die schieren Dimensionen und die Wildheit der Berglandschaft unter uns. Zunächst sind es noch sanfte Vorgebirgshügel mit spärlichem Birken- und Latschenbewuchs, und vereinzelte kleine Hütten und Wegchen, die durch die Bullaugen unserer Transportmaschine auszumachen sind, doch schnell wandelt sich das Bild und steile Flanken mit schroffen Graten und schier bodenlose Abgründe tun sich unter uns auf. Von Zivilisation ist nichts mehr zu erblicken. Dafür türmen sich immer abenteuerlichere Fels- und Bergformationen vor uns auf, an denen wir uns immer weiter empor schrauben. Wir fliegen an Himmel hohen Felsnasen vorbei und an Gipfeln die aussehen wie Tafelberge und auf deren Plateaus ganze Kleinstädte Platz fänden. Grellweiße Schneekessel, groß wie Amphitheater für Riesen öffnen sich unter kilometerweit geschwungenen Schneegraten und lassen den Schatten unseres Hubschraubers auf den Hängen wie ein winzig kleines, huschendes Insekt erscheinen.

Plötzlich zeichnet sich schwarz gezackt

 eine Linie über den ganzen Hang. Wir kennen diesen Anblick nur zu gut. Hier ist erst vor kurzem ein riesenhaftes Schneebrett abgegangen und was wir hier sehen, ist eine Anrisskante der Superlative. Mehrere Meter dick und fast einen Kilometer breit müssen Millionen Tonnen Schnee hinabgedonnert sein. Die Lawinenbahn führt den gesamten Berg hinunter und reicht noch mehrere Kilometer den Talgrund hinaus. Wenn da jemand hinein geraten wäre, hätte auch ein Piepser und eine Schaufel keine Rettung mehr bringen können. Und so sieht es hier überall aus: Lawinenanrisse und – kegel in jeder Größe, soweit das Auge reicht. Na das kann ja heiter werden! Wir haben unser Ziel nun fast erreicht. In alle Richtungen staffeln sich die Bergketten so weit das Auge reicht, bis sie sich ganz in der Ferne im Dunst verlieren. Hoffentlich versagt jetzt der Heli nicht… Plötzlich wird es unruhig im Laderaum. Die Guides drängen uns, eilig unsere Ausrüstung fertig zu machen und uns auf den Ausstieg vorzubereiten. Eine Kuppe nähert sich und die Räder des Hubschraubers berühren den Schnee. Die Luke wird geöffnet und eine kleine Klappleiter hinaus gestoßen. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Überall stiebt der Pulverschnee herum und man sieht nicht genau, wo man hintritt, als wir mit lauten „Buistra, buistra“-Rufen durch den Ausstieg gedrängt werden. „Schnell, schnell! Kniet euch hin, haltet den Kopf unten und eure Snowboards fest!“ Die umher fliegenden Schneekristalle stechen im Gesicht und jeder, der seine Schneebrille schon auf hat, ist froh. Der Lärm nimmt noch mal zu und der Sturm der Rotorblätter wird stärker. Wie eine riesige Libelle erhebt sich der Hubschrauber über uns, dreht sich zur Seite und kippt ins Tal ab. Dann ist es still und wir sind allein. Es fühlt sich an, als wären wir die einzigen Menschen im Umkreis von Tausend Kilometern. Die Aussicht ist atemberaubend. Unter einem stahlblauen Himmel erstrecken sich, schier endlos, die Gebirgsrücken Richtung Kirgisien. Wären da nicht die tief eingeschnittenen Täler und Schluchten, man könnte meinen, man hätte eine riesige Ebene vor sich. Vor uns geht es allerdings erst einmal steil bergab. Vom Heli ist weit und breit nix mehr zu sehen, aber wir wissen, dass er uns fast dreitausend Meter tiefer wieder abholen wird.

„Anton checkt noch gerade die Schneesituation...

 ...und dann fahren wir einzeln den Steilhang bis auf diese Kuppe dort unten“, gibt Boris in seinem russisch gefärbten Englisch bekannt, „ it’s good Powder!“ Jetzt taucht auch Antons Kopf wieder über der Kante der Wechte auf und sein grinsendes, wettergegerbtes Gesicht gibt uns das OK. „It’s safe! Let’s go! Mit einem satten Sprung sticht der erste in den Hang und verschwindet in einer stiebenden Wolke. Nur ein paar Sekunden später kommt er winzig klein, tief unten wieder ins Blickfeld. Sein Jubel ist allerdings bis hier oben zu hören. So geht es einem nach dem anderen und als wir am Sammelpunkt wieder zusammenkommen, ist sich jeder sicher: der usbekische Pulverschnee ist der Beste. Die aufgeregten Beschreibungen, wie sehr es bei jedem Schwung gestaubt hat und wie tief der Schnee in genau dieser Linie gewesen sei, übertreffen sich gegenseitig und die Aufregung vom Heliflug ist völliger Begeisterung gewichen. Wir können es kaum erwarten weiterzufahren. „Ab hier fahren wir alle zusammen!“ Wir stutzen etwas – ist es doch in den Alpen ein Grundgebot möglichst alleine zu fahren, um die Lawinensicherheit zu erhöhen. Doch der nächste Hang ist nur mäßig steil und von seiner Ausdehnung her so immens groß, dass unsere Gruppe von 14 Leuten in der Weite einfach verschwindet. Hier ist Usbekistan und Anton unser Lawinen-Guide macht alles andere als einen draufgängerischen Eindruck. Also drehe ich die Spitze meines Powder-Boards ins Tal und fange an zu gleiten. Die Geschwindigkeit nimmt zu und der Fahrtwind beginnt zu rauschen und an meinem Helm zu rütteln. Ich beschleunige weiter und aus dem Rauschen wird ein Donnern. Jetzt wird es nicht mehr schneller. Ganz allmählich lege ich mich in die Kurve und merke erst am Druck auf meinen Oberschenkel wie schnell ich wirklich bin. Die Weite der Fläche nimmt einem sämtliche Bezugspunkte und man verliert das Gefühl für die Geschwindigkeit. Es ist fantastisch. Erst ein paar Schwünge später sehe ich überhaupt wieder ein Zeichen von meinen Mitreisenden: Ganz in der Ferne ist ein Stückchen roter Jacke kurz in einer Schneewolke aufgeblitzt. Sonst ist kein Mensch zu sehen. Die Größe des Geländes hat die anderen einfach verschluckt. Jetzt wird es ein bisschen steiler und ich muss mich wieder auf meine Linie konzentrieren. Eine endlos lange Schneekante lädt zum Absurfen ein und die Hügelkette danach zum Springen. Und so geht es einfach weiter: Powder, so weit das Auge reicht verziert mit Geländeformen zum Austoben! Es ist ein Traum! Und ganz weit unten steht der grünweiße Hubschrauber, unser „Privatlift“…

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