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Abenteuer & Reisen

SpotCheck | Cerro Perito Moreno

Verträumt-charmante Antiquitäten in Nordpatagonien

von Lea Hartl 28.08.2016
Comarca Andina

Comarca Andina

Lea Hartl
Das argentinische Städtchen El Bolsón liegt gut 200 Kilometer südlich von Bariloche an der Ruta 40. Im Sommer werden hier Obst und Beeren angebaut und Bolsón ist eher für die daraus fabrizierten Marmeladen bekannt als für sein Skigebiet. Wer seine Ruhe haben will, ist hier gut beraten.

Die Ruta 40 verläuft bei El Bolsón durch ein Nord-Süd ausgerichtetes Tal. Das Skigebiet befindet sich auf der westlichen Talseite, unterhalb des gleichnamigen Cerro Perito Moreno. Die Anfahrtsstraße ist ungeteert, aber in der Regel auch mit kleinen Leihautos problemlos befahrbar. Falls es gerade geschneit haben sollte, gestaltet sich die Fahrt unter Umständen abenteuerlicher und es empfiehlt sich abzuwarten bis ein paar "Camionetas" (Pickups mit Allrad, sonstige Jeep-artige Gefährte) gespurt haben.

Skigebiet und Berg sind, wie vieles in Argentinien, nach Francisco Moreno (1852-1919) benannt (Achtung: Skigebiet nicht verwechseln mit dem berühmten Perito Moreno Gletscher bei Calafate). Moreno gilt als einer der wichtigsten frühen Abenteurer Argentiniens. Er erkundete große Teile Patagoniens und gründete unter anderem den riesigen Nationalpark Nahuel Huapi, sowie diverse Museen. Die ersten Hütten im heutigen Skigebiet wurden kurz nach dem zweiten Weltkrieg von deutschen Einwanderern gebaut. Die Vermutung liegt nahe, dass auch ihnen die abenteuerliche Bergwelt Patagoniens gefiel. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern wurde in Argentinien zudem nicht nachgefragt, warum es ihnen plötzlich so erstrebenswert schien, möglichst abgelegen und weit weg von Deutschland eine neue Existenz aufzubauen.

 

Lifte und Pisten

Heute gibt es am Cerro Perito Moreno neben ein paar Gebäuden des örtlichen Club Andino und einem kleinen Restaurant einen alten, langen, langsamen Sessellift, einen langen aber nicht langsamen Schlepplift und ein paar kleine Kinderlifte. Auf der Website findet sich die Information, dass man über 11 Pistenkilometer (9 Pisten) verfügt und „Kapazitäten für 600 Besucher pro Tag" hat. Diese verglichen mit den Megaressorts der Alpen niedlichen Kapazitäten werden vermutlich nur während der Hauptferienzeiten voll ausgelastet. Als wir an einem sonnigen, frühlingshaft warmen Vormittag im August eintreffen, ist der Parkplatz fast leer.

Die Liftkarten kosten in der Hauptsaison 490 Pesos (ca. 28€). Das ist zwar nicht Nichts, aber etwa halb so viel wie am bekannteren Cerro Catedral in Bariloche. Sämtliche Angestellte, die uns über den Weg laufen, sind äußerst freundlich und entspannt. Am Sesselliftausstieg schallen die Red Hot Chilli Peppers aus dem Lifthäuschen. Am Schlepplift werden Anfänger mit Engelsgeduld an den Bügel bugsiert. Die meisten scheitern einigermaßen spektakulär an der steilen, wenig präparierten Liftspur, robben dann aber ebenso gelassen durch den sumpfigen Schnee zurück auf die Piste. Ein paar Dutzend Locals bevölkern das Skigebiet und ein französisches Rennteam hat auf den erstaunlich steilen Pisten zwei Slalomläufe gesteckt. Im Restaurant wird darauf geachtet, dass die ausländischen Besucher auch ja die besonders guten Tortas Fritas probieren. 

Das Skigebiet soll in den nächsten Jahren modernisiert werden und man möchte den Sommerbetrieb ausbauen. Das Geld dafür soll aus dem Verkauf von Bauland neben dem Lift kommen, diesbezüglich konnte man sich aber noch nicht endgültig einigen. Nicht jeder in El Bolsón möchte eine Hotelsiedlung für Touristen statt dem beschaulichen Parkplatz im Nirgendwo.

Aussicht

Aussicht

Lea Hartl

Gelände

Der obere Schlepplift erreicht knapp die Waldgrenze und bringt einen an den Rand einer flachen Plateaulandschaft. Dahinter befindet sich der eigentliche Cerro Perito Moreno. Knapp unterhalb des Gipfels liegt ein kleiner Kargletscher, den man, dem logischen Geländeverlauf folgend, relativ unkompliziert erreicht (bei schlechter Sicht nicht zu empfehlen!). Außer dem Gipfelanstieg zu Cerro Perito Moreno gibt es noch weiteres potentielles Tourengelände, dort ist der Zugang aber wesentlich komplexer.

Die Lifte erschließen ausschließlich bewaldetes Gelände. Der Wald ist relativ dicht, zumindest in der oberen Hälfe aber gut fahrbar. Weiter unten wird - je nach Schneelage früher oder später – das Bambusgestrüpp im Unterholz zum Problem. Neben den offensichtlichen Varianten neben und zwischen den Pisten wird vor allem rechts der rechten Piste (von oben gesehen) im Wald gefahren. Bevor das Gestrüpp zu dicht wird, quert man durch den ein oder anderen Bachgraben zurück nach links.

Fazit

Nettes kleines Skigebiet um sich verhältnismäßig günstig und entspannt für den Südwinter einzufahren. Bei gutem Schnee gäbe es Potential im Wald, guter Schnee ist allerdings selten. Attraktive Skitourenmöglichkeit zum Cerro Perito Moreno. Auch als Ausgangspunkt für weitere, komplexere Touren denkbar. Als eigenständiges Ziel im Südamerikanischen Skiurlaub ist Perito Moreno nicht unbedingt die erste Wahl, aber wenn man sowieso vorbei kommt, lohnt sich ein Stopp.

Infostand: 2016 

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