Hier erfahrt ihr mehr über Chiles Vulkane...
In den nächsten Tagen erkunden wir die Gegend und finden tatsächlich das Bilderbuch Patagonien der ewigen Schotterstraßen, Seen und Gletscher. Die Straße Richtung Villa Cerro Castillo eignet sich gut als Ausgangspunkt für Tagestouren und wir genießen das bambusfreie Gelände, obwohl die Gipfel wolkenverhangen bleiben. Nach einer knappen Woche brechen wir wieder auf und fahren, diesmal auf der Chilenischen Seite der Anden, zurück nach Norden. Die Carretera Austral ist fast komplett frei von den Errungenschaften des modernen Straßenbaus. In einem überraschenden Anfall sprachlicher Eloquenz vergleicht Jeff das Autofahren mit einem Computerspiel: Es gilt Schlaglöcher, schlammige Bäche und sonstige Widrigkeiten zu überwinden - möglichst ohne gröberen Schaden am zum Geländefahrzeug umfunktionierten Budget Leihauto.
So langsam wird es Frühling und ich lasse mich von Jeff überreden, ein paar chilenische Vulkane anzusteuern. An der Grenze durchsuchen 3 Polizisten mit 3 Hunden eine halbe Stunde unsere Rucksäcke nach geschmuggeltem Obst und lassen uns nur widerwillig durch, nachdem wir ihnen erklären, dass wir „Schneetrekking" betreiben und deswegen gelegentlich Essen in unseren Rucksäcken transportieren. Möglicherweise riechen die Hunde antike Käsebrotpartikel und schlagen deswegen an – schuldbewusst geben wir eine gewisse Nachlässigkeit in der Anwendung von Alufolie und Butterbrotpapier zu.
Zum Vulkan Puyehue
Wir entscheiden uns für einen nachmittäglichen Gewaltmarsch durch den Regenwald zum Refugio El Caulle, einer einfachen Hütte am Fuß des Kegels des Volcán Puyehue. Im Gegensatz zu vielen anderen beliebten Skivulkanen, hat der Puyehue einen sehr großen Krater, in den man abfahren kann. Die Lines sind zwar kurz, aber das Kratererlebnis ist wirklich einzigartig und nicht umsonst erfreut sich der Berg in letzter zeit großer Beliebtheit bei internationalen Film-Crews, die schlechtes Wetter und den mühsamen Zustieg in Kauf nehmen, wenn dabei auch nur ein halber Tag mit guter Sicht für ein Shooting heraus springt.
Touristenvulkan Villarica
Im Anschluss fahren wir nach Pucón und besteigen den Volcán Villarica. Der unschwierige Klassiker zieht Skifahrer genauso an wie Touristen, die mit einem Bergführer und alpinistischen Gerätschaften bewaffnet den Gipfel erstürmen. Wir bestaunen Gruppen, die im Aufstieg über ihre an diesem Tag völlig unnötigen Steigeisen stolpern und die Abfahrt auf kleinen Plastikschlitten absolvieren. Als Kind hatte ich ein ähnliches Gefährt für den Hügel hinter dem Haus und bin damit auf Grund der Unlenkbarkeit üblicherweise in der Hecke bzw. der Hauswand gelandet. Wir halten gebührenden Abstand und flüchten nach sehr kurzer Gipfelrast vor den Schwefeldämpfen zurück ins Tal.
Als Ausklang meiner mal wieder viel zu schnell vergangenen 2 Monate Südamerika verbringe ich noch ein paar Tage im Refugio Frey. Anton, der Junior-Chef des sehr empfehlenswerten Cat Skiing Anbieters Ski Arpa in Chile, ist auch auf der Hütte, um sich in einem kleinen Skiurlaub von der Skisaison zu erholen. Mit ihm und seinem Kumpel Jesse entwickle ich eine angenehme Routine von ein bis zwei morgendlichen Couloirs und anschließendem in der Sonne braten. So lässt es sich leben – der nächste Argentinien Trip ist schon in Planung...
Text und Fotos: Lea Hartl
