Canyons, Massentourismus, Großstädte und leblose Wüsten - nach dem ersten Teil der Peru-Reportage locken im zweiten Teil des vierwöchigen Trekking-Reiseberichts die Andengipfel und die weltbekannten Inka-Stätten.
Auf zum peruanischen Bergsteigerdomizil
Den Weg zurück nach Lima legten wir mit dem Flugzeug zurück – die über 20 Stunden Busfahrt, die man dafür benötigen würde, wollten wir uns dann doch nicht antun. Von Lima muss man nochmals acht Stunden Busfahrt auf sich nehmen bis man endlich an den hohen Schneeriesen in der Gegend um Huaraz ankommt.
Huaraz selbst bietet nicht wirklich viel Sehenswertes, so dass man am besten gleich mit einer Akklimatisationstour z.B. auf dem viertägigen Santa-Cruz-Trek beginnt. Die komplette dafür benötigte Ausrüstung (Zelt, Kocher, etc.) kann man, wenn man nicht alles von Deutschland mitnehmen und den ganzen Urlaub mitschleppen möchte, günstig vor Ort in den zahlreichen Agenturen ausleihen. Wichtig ist jedoch ein Materialcheck vor Beginn des Treks, denn nicht alles entspricht dem deutschen Standart (ein undichtes Zelt bei Dauerregen und ein Benzinkocher mit defektem Ventil an der Benzinflasche können dann doch für die ein oder andere Überraschung sorgen).
Mit Collectivo und Taxi gelangt man innerhalb von drei Stunden von Huaraz zum Startpunkt des Santa-Cruz-Treks. Für den Nationalpark Huascaran muss ein Eintrittsgeld entrichtet werden, das Ticket besitzt jedoch eine Gültigkeit von vier Wochen. Der Trek zieht sich die meiste Zeit entlang eines idyllischen Flüsschens und man gelangt schnell ins Herz der vergletscherten Andenriesen. Leider war das Wetter bei uns recht wechselhaft, so dass die Gipfel sich oft hinter dicken Wolken versteckten. Wenn die Sonne aber ihren Weg durch die Wolken findet, bietet sich dem Betrachter ein einmaliger Ausblick auf die 6000er der Anden. Man muss allerdings jederzeit mit plötzlichen Wetteränderungen rechnen. Von purem Sonnenschein bis starkem Schneefall auf einer Passhöhe von 4750 m, wo sogar die zahlreichen Transportesel kapitulierten und reihenweise die Bodenhaftung verloren – wir durften das komplette Spektrum des Wettergeschehens miterleben.
Auf dem Trek hat man die Möglichkeit auf den offiziellen Zeltplätzen sein Lager aufzuschlagen, es bietet sich jedoch an, sein Zelt etwas abseits aufzubauen, da es im gesamten Nationalpark erlaubt ist zu zelten. So findet man teilweise wunderschöne, einsame Plätze, auf denen man lediglich die Neugier von Wildpferden, Eseln oder besonders Jungbullen weckt, welche um das Zelt schwirren.
Mit 2200 hm und 55 km ist der Santa-Cruz-Trek ein einfacher aber wunderschöner Trek, der mit den gigantischen Bergen, den Lagunen und der einmaligen Tier- und Pflanzenwelt eine herrlichen Kulisse zu bieten hat. Obwohl der Trek zu einer der beliebtesten peruanischen Trekkingtouren zählt, trifft man tagsüber nahezu niemanden und ist meistens recht einsam unterwegs und lediglich beim Passieren der Zeltplätze merkt man, dass auch noch die ein oder andere Gruppe unterwegs ist.
Wettergott – Freund oder Feind der 6000er?
Bestens akklimatisiert ging es im Anschluss an den Santa-Cruz direkt ins Basislager des Chopicalqui, um das Abenteuer 6000er-Besteigung in Angriff zu nehmen. Das Basislager bietet einen guten Blick auf zahlreiche bekannte peruanische Bergriesen wie den Huascaran, der höchste Berg Perus, den viel begangene Pisco, sowie den Chacrajaju, der mit seinen steilen Wänden sogleich ins Auge sticht. Am nächsten Tag konnte man beim Anstieg zum Moränencamp die Auswirkungen des Klimawandels im größten Gletschergebiet innerhalb der Tropen deutlich beobachten: die Gletscher ziehen sich drastisch stärker zurück als bei uns in den Westalpen und die Zungen hinterlassen riesige Schuttmoränen, anhand welcher man deutlich erkennen kann, dass der Rückzug noch nicht lange zurück liegt. Man kann nur erahnen, welche Dimensionen von Gletschereis hier der Klimaerwärmung zum Opfer gefallen sind. Egal ob natürlich oder anthropogen verursacht – der Klimawandel raubt der Coridllera Blanca einiges ihrer Mächtigkeit und Schönheit und erschwert auch so manchen Gipfelaufstieg. Das herrliche Bergpanorama war uns leider nicht lange vergönnt, denn bald zogen die ersten dicken Wolken auf.
Diese öffneten schon bald ihre Schleusen und es setzte starker Schneefall ein, der auch die ganze darauffolgende Nacht andauerte, so dass ein morgendlicher Gipfelanstieg mit Überwindung der 70° Eisflanken leider unmöglich wurde. Bei schlechtem Schlaf und trotz starkem Wind auf einer Höhe von über 5000 Metern hörte man die ganze Nacht im Minutentakt Seracbrüche und folglich entstehende Lawinen am Chopicalqui. Der Berg bestätigte seinen Ruf als einer der lawinengefährdetsten Berge Perus.
So ging es enttäuscht am Folgetag zurück nach Huaraz, da die Aussicht auf ein Schönwetterfenster nicht gegeben war.
Reisefazit nach vier Wochen
Peru ist ein landschaftlich sehr vielfältiges Land. Von Wüste bis Regenwald, von Hochland bis Küste, von den hohen Anden zu den tiefsten Canyons – dem Besucher bietet sich immer wieder ein neuer phänomenaler Blickwinkel auf die herrliche Natur. Besonders im südlichen Teil des Landes, wo sich der Großteil der Touristen tummelt (und das werden von Jahr zu Jahr mehr), ist es unerlässlich, mehr Zeit einzuplanen, um abseits der Touristenströme die ursprüngliche Schönheit Perus zu entdecken.
Wer in Peru reist, trifft überall auf sehr hilfsbereite und freundliche Menschen. Wir selbst haben nichts von Überfällen gehört, waren davon folglich auch nicht betroffen und wir hatten insgesamt auch den Eindruck, dass Peru ein sehr sicheres Land ist, wenn man sich nicht gerade in den Außenstadtbezirken aufhält.
Die Hostels in Peru sind meist sauber und günstig. Besonders hervorheben möchten wir die Hostels „Marlon´s House“ (www.marlonshouse.com), die sich in Arequipa, Puno und Cuzco befinden. „Marlon´s House“ ist nämlich nicht in Lonely Planet oder Loose zu finden - die Hostels verfügen jedoch über sehr saubere, angenehme Zimmer mit Frühstück zu günstigen Preisen und man wird dort nicht nur besonders liebevoll aufgenommen, sondern die Betreiber versorgen ihre Gäste auch mit allen nötigen Infos und organisieren Touren, Busfahrten etc. und zwar ohne Serviceaufschlag.
Insgesamt ist Peru also auf jeden Fall eine Reise wert und wir werden nach diesen sehr positiven und vielfältigen Eindrücken sicherlich einen Anschlussreise nach Südamerika ins Auge fassen.
Text und Bilder: Christian Skala, Regina Hörhammer